Toskana 2005

07.06. - 17.06.2005 - 3090km in und durch die Toskana

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Tag - Dienstag, 7. Juni
175 km - Mit dem Autozug von Düsseldorf nach München

2. Tag - Mittwoch, 8. Juni
415km - Überquerung der Alpen und Strafzettel in Italien

3. Tag - Donnerstag, 9. Juni
425km / Ankunft in der Toskana

4. Tag - Freitag, 10. Juni
257km / Marmorberge von Carrara und schiefer Turm

5. Tag - Samstag, 11. Juni
92km / Wellnesstag

6. Tag - Sonntag, 12. Juli
192km / Besuch auf einem Friedhof und in Siena

7. Tag - Montag, 13. Juli
190km / Ein sehr heißer Tag

8. Tag - Dienstag, 14. Juli
740km / Spontane Rückfahrt durch Regen und Gewitter

10. Tag - Donnerstag, 16. Juni
445km / Tagestour über Kochelsee, Plansee, Hahntennjoch, Mittenwald, Bad Tölz

11. Tag - Freitag, 17. Juni
ca. 160km / Rückfahrt mit dem Autozug über D´dorf nach Hause



Prolog

Die diesjährige Tour mit Olli stand auf der Kippe, bzw. konnte nicht wirklich groß aufgezogen und geplant werden. Olli und Julia kauften und renovierten dieses Frühjahr eine Eigentumswohnung, weswegen Zeit- und Finanzmanagement eher unzureichend übersichtlich blieben. Als ich meinem Bruder Christian davon im Winter berichtete, der nun auch schon seit einiger Zeit mit seiner BMW F650GS unterwegs war, dachten wir uns, dass wir beide auch einmal eine längere Tour miteinander unternehmen könnten. Die Bedingungen waren natürlich andere als mit Olli, mit dem ich nun schon seit Jahren immer wieder unterwegs war. Wir beide Geschwister jedoch noch nie - abgesehen von Kurztrips. So lehnte Christian z.B. die Unterkunft auf Zeltplätzen energisch ab und bestand auf einem festen Dach über dem Kopf. Das hörte sich für mich insoweit ganz positiv an, weil wir dann den ganzen Zeltkram und auch das Kochgeschirr nicht mitschleppen mussten. Da wir nicht länger als eine Woche unterwegs sein wollten, dachte ich auch, dass ich mir die höheren Kosten somit auch gut leisten könnte, war dann aber doch etwas geschockt, was an Unterkunft und Essen so zusammen kam.
Ein Ziel war schnell gefunden. Südlicher als die Italienischen Alpen war ich bisher kaum, Christian hingegen schon mal in der Toskana und berichtete positiv über die Landschaft. Meine Befürchtungen, dass es da zuwenig Berge und somit auch zuwenig Kurven geben würde konnte Christian ausräumen und aus klimatischen Gründen wollten wir eigentlich Ende Mai fahren. Es wurde dann doch Anfang / Mitte Juni, war aber o.k. so.
Zusammenfassend lässt sich schon mal vorweg nehmen, dass die Landschaft wirklich "erfahrenswert" ist. Zum einen bietet der Weg in die Toskana die Möglichkeit schöne Strecken über die Alpen zu wählen. Zum anderen ist es in Norditalien im allgemeinen, wie in der Toskana im Besonderen auch sehr schön zu fahren. Obwohl die Toskana im Vergleich zu meinen bisherigen Touren ein eher kleines Urlaubsgebiet darstellt muss ich rückblickend sagen, dass uns auch in zwei - drei weiteren Wochen nicht langweilig hätte werden müssen - es hätte doch vieles mehr zu sehen gegeben - landschaftlich wie kulturell als nur den schiefen Turm von Pisa, die Marmorberge von Carrara, den Wein und die Landschaft von Chianti, das Zentrum von Siena sowie unterwegs den Gardasee und das Timmelsjoch.
Vom Zeitpunkt her hatten wir auch relatives Glück, entgegen meiner Befürchtungen war es zunächst sehr angenehm warm, erst später mal unangenehm heiß - abgesehen vom letzten Tag hatten wir auch keinen Regen. Ende Mai - Anfang Juni bietet sich als Reisezeitpunkt auf jeden Fall an. Unter finanziellen Gesichtspunkten möchte ich in Zukunft aber doch lieber wieder im Zelt hausen. Unterkunft und Verpflegung waren auf jeden Fall gut, aber für meinen Geldbeutel doch eher zu teuer.
Im Folgenden will ich also die Tour näher beschreiben. Angefangen von meiner Anreise mit dem Autozug zu Christian nach München, der zweitägige Anfahrt über die Alpen und am Gardasee entlang in die Toskana, die eintägige 740km lange Abreise bei Regen und eine Fahrt durch Südbayern/Österreich bevor ich wieder mit dem Autoreisezug zurück nach Münster fuhr.

1. Tag - Dienstag, 7. Juni
(175 km - Mit dem Autozug von Düsseldorf nach München)

Im Vorfeld machte ich mir recht kurzfristig Gedanken um die Anfahrt zu Christian. 660km Autobahn von Münster bis nach München sind langweilig, kraftraubend und nervig. Über Alternativen dachte ich kaum nach, bis ich 2 Tage vor Abfahrt dann doch mal schaute, was der Autozug der DB bietet. Ich rechnete mit einem unflexiblen und überteuerten Angebot. Durfte dann aber feststellen, dass ich als "Last Minute Bucher" einen Rabatt von 25% auf die Bahnfahrt erhielt und buchte somit noch fix einen Platz auf dem Autozug von Düsseldorf nach München. Im Prinzip wäre es auch möglich gewesen von Dortmund aus zu fahren, aber hierfür waren die Abfahrtstag eher ungünstig. Abfahrt sollte um 6 Uhr in Düsseldorf sein, Ankunft so gegen 14 Uhr. Das ganze für schlappe 61 Euro. Die Spritkosten auf der Autobahn wären nur knapp weniger gewesen, abgesehen vom Verschleiß und den Strapazen. Dummerweise sollte der Zug bereits ab 5 Uhr beladen werden und ich musste schließlich noch nach Düsseldorf. Um 3 Uhr bepackte ich also mein Motorrad und machte mich bei einem Kilometerstand von 70082km auf den Weg. Noch etwas verschlafen befuhr die Autobahn direkt in die falsche Richtung (gewohnheitsgemäß) und konnte meinen Fehler erst nach ca. 10km wieder gutmachen ohne zum Geisterfahrer zu werden.
Die folgenden gut 150km spulte ich dann auf der Autobahn ab während es später allmählich zu dämmern begann. Ich durfte nicht zu schnell fahren, denn bei einem Tempo ab ca. 140km/h verlieren die Magnete die Haftung am Tank der Bandit - zudem wird es ungemütlich, so ganz ohne jeglichen Windschutz. Angst machte mir, dass ich bereits kurz von D´dorf auf Reserve schalten musste, was einen verdammt hohen Spritverbrauch von über 8 Litern vermuten ließ... Egal, es galt erst mal den DB Autozug Bahnhof zu finden, an dem ich vorbei fuhr, weil ich eine Tanke suchte aber nicht fand und anschließend nicht mehr zurück zum Verladebahnhof fand... 9 Doch genau um 5 Uhr war ich dann dort und konnte einchecken.
Passend zum Urlaubsbeginn musste ich am Vortag feststellen, dass meine Geldkarte nicht mehr lesbar war. Nun hatte ich eine knappe Stunde Zeit, mir erst Geld und dann was zu Essen zu organisieren. Letzteres war am Bahnhof, wo die Büdchen und Bäcker erst ab 6 Uhr öffneten gar nicht so leicht wie erwartet - ich wollte so gerne eine Tüte Haribo Colorado mit in den Zug nehmen, aber weit und breit war keine zu bekommen....
Als ich meinen Platz im Zug einnahm, musste ich feststellen, dass ich einen Mittelplatz zwischen einem Ehepaar und zwei Freunden hatte. Letztere waren mit einem alten Triumph unterwegs in die Alpen um dort eine Nostalgiereise zu unternehmen. Beide hörten sich gerne reden... nix mit Ruhe, dösen und entspannt vor sich hinträumen. Später, als ich mich an die Situation gewöhnt hatte, sah ich, dass weiter am Ende des Zuges durchaus ganze Abteile frei waren - wieso musste ich in ein bereits mit 4 Leuten besetztes Abteil gequetscht werden???
Ich gewöhnte mich auch an die Unterhaltung und kam nach acht Stunden recht pünktlich in München an. Zwischendurch wurde bekannt gegeben, dass unser Zug wegen einer Teilstreckensperrung (Bombenentschärfung, nein keine Terroristen, sondern eine alte Fliegerbombe) eine Umleitung fahren musste, zeitlich hat sich das entgegen der Erwartung jedoch nicht ausgewirkt.
Am Bahnhof holte mich Christian ab, führte uns beide zu sich nach Hause, wo wir zunächst noch letzte Vorbereitungen trafen, ein Abendessen kochten, aßen und schließlich im Schwabinger Wassermann, der Kneipe um die Ecke, bei einem Tagescocktail bzw. einem Hellen die konkrete Routen planten.
Wir wollten am nächsten Morgen aufbrechen und den Weg über das Timmelsjoch nach Meran nehmen. Am Gardasee wollten wir eine Nacht bleiben um dann am nächsten Tag die Toskana zu erreichen und in der Nähe von Volterra eine Bleibe für mehrere Tage suchen.
Die Nacht verbrachte ich auf dem alten Sofa, welches Christian einst unseren Eltern entführte und schlief wie ein Baby tief und fest.

2. Tag - Mittwoch, 8. Juni
(415km - Überquerung der Alpen und Strafzettel in Italien)

Heute ging´s dann also los. So gegen 10 Uhr hatten wir sowohl gefrühstückt, als auch gepackt und bestiegen bei sonnigen aber relativ kühlen 12°C die Motorräder. Nach den gestrigen 175km zeigte mein Tacho nun 70.257km, Christians F650GS war bei 30.716km.
Unsere Route sollte uns über die Autobahn nach Garmisch und von dort auf den Bundesstraßen 23, 187, 314, 189 und 186 über das Timmelsjoch nach Italien bringen. Weiter an Meran vorbei und immer nach Süden bis zum Gardasee, wo wir die erste Nacht verbringen wollten.
Gegen kurz vor Zwei waren wir dann auch schon auf dem Timmelsjoch und bezahlten die Maut. Es war sehr sonnig und daher kam es uns auch kaum kalt vor, obwohl das Thermometer gerade mal 2 °C anzeigte. An der Mautstelle genossen wir auch kurz den Ausblick und fuhren weiter ins warme Italien. Zuvor ging es aber noch durch einen Tunnel in dem ich - als ich wieder sehen konnte - Eispfützen zu erkennen glaubte. Das mit den Tunneln ist übrigens so eine Sache. Wenn man aus dem puren Sonnenschein in einen unbeleuchteten Tunnel fährt, sieht man ja erst mal so gar nichts - Mann, ob das zulässig ist. Der TÜV verbietet alles Mögliche, aber keine unbeleuchteten Tunnel... na ja, auf jeden Fall taute der Schnee auf der anderen Seite erst mal nicht mehr, es schien also tatsächlich noch gefroren zu haben....
Nachdem wir an einer Tanke bei Meran eine kurze Pause gemacht hatten, entschlossen wir uns, bei Bozen auf die Autobahn zu fahren, um ein paar schnelle Kilometer zu machen. Schließlich war es schon halb vier und wir hatten gerade mal zwei Drittel unseres Weges hinter uns. Das allein wäre nicht so schlimm, wenn wir dann nicht auch noch nach einem Zimmer suchen müssen, was wir nicht erst um 20 Uhr erledigen wollten.
Bei Bozen wollten wir dann auf die Autobahn, was nicht so einfach war, weil wir uns an die Beschilderung erst noch gewöhnen sollten. Drum verpassten wir dann auch die Auffahrt und bogen darauf hin im Kreisel auf eine Straße, die uns wohl zur Autobahn führen sollte, aber leider auch direkt in die Arme der Carabinieri. Mir war noch so, als dass ich aus dem Augenwinkel ein Schild gesehen hätte auf dessen blauen Hintergrund ein weißer Bus gezeichnet war, dachte mir aber nichts Böses. Die Polizistin fragte auf Deutsch recht nett nach unseren Führerscheinen und meinte dass es ihr Leid täte. Erst später sagte sie WAS ihr Leid tat. Nämlich, dass wir 68 Euro bezahlen mussten, weil wir unerlaubter weise eine Straße benutzen, die nur für Busse und Taxen bestimmt war. JEDER 68 Euro wohlgemerkt! Hammer! Ich wollt´ ja nicht bezahlen - jedenfalls nicht sofort und fragte nach einem Überweisungsträger. Da lachten sie nicht mal sparsam und meinten, dass das schon umgehend erledigt werden müsse... klar, ich hab auch immer soviel Bargeld dabei... Daher bot ich zähneknirschend meine Kreditkarte an, womit die beiden aber auch nix anfangen konnten. Das muss man sich mal vorstellen... Sie meinten, dass man uns 50m weiter an der Tanke vielleicht weiter helfen könne - klar, als ob ich an der Tanke mal eben Bares mit der Karte abholen könnte.... Christian schlug ich dann vor einfach zu schauen, was die beiden noch so an Vorschlägen bringen und uns vielleicht doch fahren lassen ohne sofort zahlen zu müssen. Ich erinnerte mich an Olli, der 1999 in der Schweiz auch mal ein Bußgeld offen stehen lassen musste und schließlich doch nie bezahlte. Im Anbetracht der Tatsache, dass die beiden aber die Macht und wir doch tatsächlich genug Bargeld in der Tasche hatten, wollte sich mein großer, vernünftiger Bruder auf nichts Riskantes einlassen. Na ja, wäre auch blöd, wenn die uns die Schlüssel wegnehmen und erst wieder geben, wenn wir bei irgend ´ner Bank die Kohle organisiert haben. Unnötiger Zeitverlust. Aber ich hätt´s schon gerne drauf angelegt. Nach dem Motto zahlen und fröhlich sein, fragten wir noch einmal nach dem Weg, durften dann jetzt auch weiter fahren (Maut hatten wir schließlich genug bezahlt) und machten uns über die Autobahn aus dem Staub.
Bevor das mit der Autobahn wirklich losging, hatte ich dann noch eine kleine Auseinandersetzung mit dem Automaten an der Mautstelle. Dummerweise kostet so ziemlich jedes Autobahnstück in Italien Geld und um das abzurechnen muss man bei der Auffahrt ein Ticket ziehen. Ich bekam aber keines. Die Schranke öffnete sich aber trotzdem... Um nachher nicht doof da zu stehen und die zweite Strafe des Urlaubs schon am ersten Tag zahlen zu müssen, stieg ich ab, ging zurück und versuchte ein Ticket zu bekommen. NO, NO, NO kam es aus dem Automaten... ich dachte schon ich höre imaginäre Stimmen. Irgendwann bekam ich dann aber doch ein Ticket und wir hauten ab.
Vorbei an Trento fuhren wir um 17:40 Uhr auf Höhe Roverto ab und mussten mit zwei unterschiedlichen Kreditkarten je 4,90 Euro bezahlen um nach ca. 110km die Autobahn wieder zu verlassen.
35 Kilometer waren es nun noch, bis wir auf der Westseite des Gardasees in Limone ein billiges 2 Sterne Zimmer für 40 Euro bezogen. Einzige Gäste neben uns schienen noch drei weitere Motorradfahrerinnen gewesen zu sein, mit denen wir aber so gar nicht ins Gespräch kamen.
Wir packten ab, bewegten uns zu Fuß auf der Promenade entlang und suchten nach einer Pizzeria, die wir schließlich auch fanden und genossen hungrig Pizza bzw. Penne.
In unserer Pension bekamen wir schließlich noch zwei Flaschen Bier, die wir auf dem Balkon leerten und legten uns gegen 23:30 schlafen. Die SMS die Nina um 0:15h sandte, hörten wir schon nicht mehr.

3. Tag - Donnerstag, 9. Juni
(425km / Ankunft in der Toskana)

Um 7 Uhr erwachte Christian und ging sofort duschen. Die (einzige) Dusche aufm Flur wollte er unbedingt als erster benutzen und nicht darauf warten müssen, bis die anderen Gäste soweit sind. Nachdem wir noch kurz die Morgensonne auf dem Balkon genossen, war Frühstückszeit. Italienische Frühstücke sind nicht so der Bringer, aber immerhin gab es ein Ei.
Anschließend nahmen wir das Innenfutter aus Jacke und Hose, denn obwohl es noch recht frisch war, versprach es ein sonniger Tag zu werden. Gegen 9:30 Uhr brachen wir auf. An der Westküste des Sees fand Christian den Weg zur Schauderterasse (http://www.schauderterasse.it/terrazza.htm). Dort konnte man von einer Terrasse 400m recht senkrecht nach unten und über den Gardasee schauen.
Etwas weiter südlich am See hielten wir ein weiteres Mal. Die ganze Zeit schon mussten wir hinter einem Polizeiwagen herfahren, der das vorherige Fahrzeug nicht überholen konnte / wollte und wir somit auch zum hinterherfahren gezwungen waren ohne schon wieder negativ aufzufallen. Darum legten wir eben eine Eispause unter Zitrusbäumen ein.
Weiter ging es über Salo und Desenzano del Garda nach Süden. Nachdem wir die A4 überquert hatten, fuhren wir noch ca. 50km Richtung Südost bis wir von Mantova bis Modena 75km auf der Autobahn fuhren. Hier in der Poebene war es eher unspannend zu fahren. Dazu kam ein kleiner Regenschauer. Nicht weiter tragisch, aber Christian musste feststellen, dass sich der Regen in der Brille seines Crosshelmes sammelte und er quasi ein Aquarium aufbaute... Ab Modena wurde die Strecke dann aber wieder etwas aufregender. Über kleinere Straßen fuhren wir zunächst nach Vignola und ca. 50km nach Südwesten nach Pivepelago. Von dort ging es dann bei Abetone durch bergige Landschaft in die Toskana. So allmählich merkten wir, dass es später und später wurde und wir nicht soweit gekommen sind, wie wir gerne wollten. Darum entschlossen wir uns noch etwas zu fahren und zu halten, wenn wir etwas finden, wo wir schlafen können. In der Toskana waren wir jetzt ja schließlich.
In Montecitani suchten wir vergeblich nach einer Unterkunft. Einerseits war das Angebot nicht so groß wie am Gardasee, andererseits auch nicht so gut ausgeschildert. Dazu kam dann noch, dass dort wo wir fragen wollten nichts frei war. Einmal lehnte ich auch ab, da mir der Preis entschieden zu hoch vorkam. Nachdem wir ein weiteres Mal abgewiesen worden waren, fragten wir den deutsch sprechenden Inhaber eines Hotels mit großem Restaurant nach einem Tipp, wo wir unterkommen könnten. Er schickte uns einmal um die Ecke und in Serravalle fanden wir ein abgelegenes Gebäude, wo wir ein Doppelzimmer für 60 Euro bekommen konnten, wenn wir denn mindestens zwei Nächte bleiben. Normalerweise würden sie nur für mindestens drei Nächte vermieten, aber wir wollten ja auch noch etwas weiter nach Süden und nicht ewig am nördlichen Rand der Toskana bleiben. Das Haus und das Zimmer gefielen uns gut, so dass wir abluden und das Zimmer bezogen. Anschließend fuhren wir hungrig zurück zu dem Restaurant, wo wir etwas schief angeschaut wurden, als wir uns nach der Vorspeise (Gnocci bzw. Spaghetti) um 21:30 Uhr gerade mal zu einem Tiramisu überreden lassen konnten.
Nachdem wir wieder zurück waren, kauften wir uns bei der nahegelegenen Autobahnraststätte noch zwei Becks, wovon ich dann auch eines im Garten trank und mich sowohl an Glühwürmchen als auch am Sternenhimmel erfreute....

4. Tag - Freitag, 10. Juni
(257km / Marmorberge von Carrara und schiefer Turm)

Gegen kurz vor acht reist uns Christians Wecker aus dem festen Schlaf. Einer nach dem anderen stehen wir auf und gehen duschen. Im sitzen. Die Italiener sind schon komisch. Ein wunderbares geräumiges Badezimmer haben wir für uns alleine, aber eine richtige Dusche gibt es nicht. Nein, mehr so eine Mischung aus Dusche und Wanne, wo man sich im sitzen duschen muss. Anschließend gehen wir schauen, was es zum Frühstück gibt. Nicht der Rede wert 9. Zwar gibt es ein Ei, aber abgesehen von ein paar recht trockenen, süß schmeckenden, Weißbrotscheiben, etwas Butter und Marmelade und Honig war es das auch schon fast. Käse oder Wurst war nicht dabei. Auch die Konversation war schwierig, die Küchenfrau sprach lediglich italienisch.
Wir machten uns auf den Weg, der uns sowohl nach Carrara, als auch nach Pisa führen sollte. Das waren so die wichtigsten Dinge, die ich in der Toskana auf jeden Fall sehen wollte. Wir fuhren zurück nach Montecitani und von dort durch die Berge auf einer schönen, kurvigen Strecke über Bagni di Lucca und Castelnuovo in Richtung Carrara. In Bagni di Lucca war es auch, wo wir zwischendurch im Schatten an einer Bar hielten und ein zweites Frühstück einnahmen. Auf dem Weg kurz vor Carrara sahen wir dann die Abbaugebiete des Marmors. Überall schien es, als gebe es noch Schneefelder. Eigentlich hatte ich mir das aber noch spektakulärer vorgestellt. So einen Steinbruch hätte ich gerne aus der Nähe gesehen, aber wo wir da hätten fahren müssen wussten wir nicht und war sicher auch nicht erwünscht. So war es dann auch nur ein winziges Stück Marmor, welches ich am Wegesrand aufsammeln konnte. In Carrara selbst gab es dann auch recht wenig zu sehen. Wir kurvten etwas planlos durch die Stadt und hielten am Marktplatz, von wo wir etwas durch die Straßen schlenderten, bis wir uns zu einem kleinen Mittagessen entschieden. Als ich eben die Toilette besuchen wollte, wurde ich einmal um das Haus geführt, wo ich dann durch einen Raum zum WC gelangte. Auf dem Rückweg fiel die Klinke der Haustür zu, was ich wieder richten wollte und wurde darauf hin von einem Polizisten barsch angesprochen. Da wir uns nicht verstanden und ich auch nicht schon wieder für irgendwas eine saftige Strafe zahlen wollte, sah ich zu, dass ich weiter kam...
Über die Autobahn ging es dann nach Pisa. Von der Bahn aus konnten wir sehen, wie über Kilometer hinweg der abgetragene Marmor darauf wartete verschifft zu werden. Schon etwas beeindruckend. Ca. 40km später sah ich dann von der Autobahn auch den schiefen Turm in Pisa stehen. Was mich optimistisch stimmte, diesen auch in Pisa schnell zu finden. Irrtum. Bestimmt eineinhalb Stunden irrten wir durch die Stadt - zwar gab es immer wieder mal Schilder, die zum Piazza dei Miracoli führen sollte, aber dann gab es Baustellen und plötzlich auch keine Schilder mehr. Schließlich hielten wir kurz, weil wir den Turm in der Nähe vermuteten und wollten ihn zu Fuß erreichen. Christian meinte schon, es müsse doch reichen, wenn wir uns den Turm im Internet anschauen, aber ich wollte, dass wir da auch hin finden und ihn in real life sehen. Wir organisierten einen kleinen Stadtplan, der uns genauere Auskunft gab und uns riet noch einmal aufzusteigen und weiter nördlich zu fahren. Doch auch mit der Karte funktionierte das nicht so gut. Einerseits waren es die Einbahnstraßen, die uns nicht fahren ließen, wie wir wollten, andererseits durften wir auch nicht durchs Stadtzentrum, welches für den normalen Verkehr gesperrt ist. Schließlich fanden wir ihn aber doch, den Turm. Wir machten ein paar Fotos und schlenderten etwas an den Souvenirbuden entlang. Schließlich musste ich noch einen Magneten für den Kühlschrank kaufen.... Anschließend ließen wir uns draußen vor einem Café nieder, um etwas zu trinken. Es dauerte nicht lange, bis uns ein Afrikaner anquatschte, ob wir nicht eine Uhr kaufen wollen. Ich sagte, wir sind im Urlaub und brauchen keine Uhr. Wie es denn dann mit einem Kugelschreiber wäre? Ich könne weder lesen, noch schreiben, sagte ich und dachte ihn damit los zu werden. Wieder geirrt. Er sah meine Antworten als Einladung und fragte uns noch mehr aus, wo wir herkommen, wie lange wir bleiben. Schließlich quatschte er auch in gebrochenem Deutsch weiter - in Deutschland hätte er auch schon gearbeitet und sei nächste Woche wieder in Wiesbaden. Er bot uns einen kleinen Elefanten zum Geschenk an. Er würde Glück bringen und man könne ihn nicht kaufen - echt afrikanisch. Wir waren skeptisch, fragten wo der Haken ist und nahmen schließlich an. Daraufhin meinte er, dass wir ihm nun auch 3 Euro für ein Bier schenken könnten.... wir waren so platt, das wir ihm jeder 3 Euro gaben :|
Über Lucca ging es zur Autobahn und über Montecatani wieder zurück zur Homebase. Als wir die Autobahn verlassen wollten, hatte ich mal wieder Schwierigkeiten mit dem Automaten. Dieser wollte meine Kreditkarte nicht nehmen - die Schranke öffnete sich aber trotzdem... Kurz danach hatte ich beinahe einen Unfall. Ich sah die Kinder nicht spielen und den Ball erkannte ich zu spät als ich anfing zu bremsen. Trotzdem traf er mich noch. Es ging aber alles gut.
Weil wir noch essen mussten, hielten wir an einem Restaurant, wo wir dachten, dass wir eine gute Pizza bekommen. Da gerieten wir aber in ein recht teures Lokal. Mit 49,- € unser teuerstes Mahl. Allein die Nachspeise kostete je 10,- €... Ich fühlte mich sehr arm und fehl am Platz. Schließlich aßen wir gerade mal eine Vorspeise und diese verdammt teure, aber empfohlene Nachspeise... die spinnen die Italiener...
Im Dunkeln kamen wir nach zehn wieder zurück, tranken noch ein Bier im Garten und legten uns nach einem ereignisreichen Tag schlafen.

5. Tag - Samstag, 11. Juni
(92km / Wellnässtag)

Wir hatten beschlossen, noch eine Nacht zu bleiben und dann erst weiter gen Süden zu fahren. Dort wollten wir dann zwei Tage bleiben, um anschließend eine zweitägige Rückfahrt zu starten (Mittwoch viele Kilometer bis zu den Alpen und dann am Donnerstag vielleicht über den Großglockner über die Alpen). Zudem wollten wir heute nicht so viel fahren, sondern mehr die Gegend und das Wetter genießen. Als wir um 8 Uhr aufstanden war es schon angenehm warm. Wir gingen das karge Frühstück einnehmen und versuchten klar zu machen, dass wir gerne noch eine Nacht länger bleiben würden. Sicherheitshalber bezahlte ich für drei Nächte 200 Euro. Gegen kurz nach 10 Uhr brachen wir dann auf nach Pistoia, um auf dem Markt lecker Käse, Salami und so Sachen zu kaufen.
Wieder einmal konnten wir nicht direkt vorfahren und hielten dort, wo wir das Stadtzentrum vermuteten. Zu Fuß machten wir uns dann in die Innenstadt, wo wir feststellen mussten, dass es mehrere Marktplätze gab. Einen für Schuhe, einen für Hemden, einen für Haushaltsgegenstände, einen für Fisch.... aber das was wir suchten fanden wir nicht. Um uns nicht auch noch in der Hitze zu verlaufen entschlossen wir weiter zu fahren und im Supermarkt einzukaufen. Da gibt es was wir wollen und temperiert ist es auch noch...
Unser Ziel sollte der Lago die Suviana sein, ein kleinerer See ca. 30 km nördlich. Auf dem Weg aus der Stadt fanden wir dann tatsächlich einen Supermarkt und wir kauften mehrere Sorten Käse und Salami. Christian war kurz vorm verzweifeln, weil ich mich nicht so schnell entscheiden konnte. Das Angebot war schließlich auch vielfältig. Darum mussten dann mehrere Sorten herhalten.
Über die SS64 ging es dann zum Lago di Suviana. Dort fanden wir Tisch und Bänke, wo wir uns im Schatten niederließen und speisten. Anschließend dösten wir noch etwas vor uns hin und entschieden, als wir gegen 16 Uhr erwachten wieder zurück zu fahren.
"Zu Hause" angekommen machten wir es uns im Garten gemütlich, lasen und irgendwann kam Christian auf die Idee zwei Flaschen Wein zu organisieren.
Per SMS bat ich Olli, mir einen Platz im Autozug von München nach D´dorf am Freitag zu organisieren (ich war mir vorher noch nicht sicher, wann ich wieder zurück nach Münster wollte und außerdem ist die kurzfristige Buchung 25% bzw. 20 Euro billiger...)
Irgendwann war es zu dunkel zum Lesen, wir tranken den Wein aus und torkelten ins Bett

6. Tag - Sonntag, 12. Juli
(192km / Besuch auf einem Friedhof und in Siena)

Gegen 8 Uhr standen wir auf, frühstückten gegen 9 Uhr (heute ohne Ei, aber dafür gab´s eine Scheibe Käse) und brachen gegen kurz nach 10 Uhr auf.
In der Nähe von Siena wollten wir nach Castellina in Chianti. Christian meinte es wäre schön dort, außerdem ist dort das Zentrum der Toskana.
Da es etwas bedeckt war und auch leicht nach Regen aussah, zogen wir uns etwas wärmer an. Zu warm. Die Sonne kam durch und wir mussten zusehen, dass wir fuhren, damit der Fahrtwind kühlte. Dummerweise fanden wir von Pistoia aus nicht die Straße nach Süden (SP 9) und fuhren noch einmal zurück um bei Montecatini nach Monsummano abzubiegen. Irgendwo dort war es dann auch, wo mein Tacho mal wieder versagte, weswegen ich Christan bat, vor zu fahren. Ohne Tacho brauche ich immer erst mal eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt habe. (Ich kenne das noch aus dem Südost-Urlaub 2003, wo ich ca. 3000km ohne Tacho fahren musste) Weiter ging es über Vinci und vorbei an Empoli. Auf dem Weg kamen wir an einem Friedhof vorbei, wo wir kurz hielten um uns diesen genauer anzuschauen. Das war schon beeindruckend. Es gab eigentlich nur Urnengräber und einige verwinkelte "Gebäude" in die die Urnen eingelassen wurden. Ziemlich groß und beeindruckend! Anzumerken bleibt, dass der Friedhof für gewöhnlich abgeschlossen und mit einem hohen Zaun eingefasst ist. Christian konnte bei unserer Abfahrt aus den Augenwinkeln sehen, dass das Tor inzwischen verschlossen war - wir waren somit nur knapp dem Vergnügen einer Übernachtung auf dem Friedhof entgangen.
Über Taverarnelle kamen wir schließlich am Nachmittag nach Castilliana, schlenderten durch den Ort und fragten in dem Touristeninformationszentrum nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Die Wegbeschreibung war eher vage, fanden dann aber doch eine Art Apartment am Ortsrand. Sehr schön! Mit Pool!
Wir packten unsere Sachen ab und fuhren nach Siena. Das war nicht weit, nur so ca. 20km. In Siena kurvten wir planlos durch die Gegend um einen zentralen Parkplatz zu finden, bis ich Christian überzeugen konnte einfach zu parken und zu Fuß ins Zentrum zu gehen. Wir kamen dann auch recht bald am Piazza del Campo an, aßen ein Eis bzw. Panini und bemerkten einen Fahnen- und Fanfarenumzug vor dem Rathaus. Später merkten wir, dass es die Contrada dela Tartuca (Schildkröten) war, die für ihren Bezirk und das Rennen am 2. Juli und 16. August warben. Wir kamen dann noch am Dom vorbei und ruhten uns eine Weile auf dem "Muschelplatz" aus.
Ich wollte Olli informieren, dass ich den Zug auch am nächsten Tag selber buchen kann, denn im Touristeninformationsbüro gab es einen Internetzugang. Aber Olli meinte, das wäre schon erledigt.
Als ich Christian überredet hatte heute nicht wieder so teuer zu Abend zu essen, bestellten wir uns kleine Pizzen ( Christian meint, es müsse im ital. Plural "Pizze" heißen...) ein einer Imbiss ähnlichen Lokalität und fuhren wieder zurück nach Castellina. Eigentlich wollte ich mich noch schnell im Pool abkühlen, der war mir dann aber doch zu kalt und die Sonne schien auch nicht mehr, so dass wir auf der Terrasse bei einer Flasche Wein (ohne Etikett, aber sicher aus der Gegend) noch ein paar Karten schrieben und lasen. Letztlich sahen wir, dank Sat TV, noch "Zimmer frei" und schliefen dann ein.

7. Tag - Montag, 13. Juli
(190km / Ein sehr heißer Tag)

Am heutigen Tag wollten wir eine ca. 250km lange Schleife südwestlich durch die Toskana fahren. Wendepunkt sollte Massa Marittima sein.
Nachdem ich bereits um 7:30 erwachte standen wir bei wolkenlosem Himmel auf und machten uns auf in den Ort, wo wir in der Chianti Bar ein kleines Frühstück einnahmen und ich im Touristeninformationsbüro kurz meine Mails checkte - den Autozug brauchte ich ja nun nicht mehr buchen, wollte mich aber trotzdem kurz über Neuigkeiten informieren.
Wir brachen auf nach Poggibonsi. Hier standen wir um 11:30 vor einem geschlossenen Supermarkt und wollten eigentlich ein paar Lebensmittel für ein späteres Picknick einkaufen, mussten aber feststellen, dass der Supermarkt am Montag erst um 14 Uhr öffnet. Darum fuhren wir bei ziemlicher Hitze weiter über San Gimignano, wo wir einen geöffneten Supermarkt fanden, Käse, Chiabatta und andere Leckereien kauften. Weiter ging es durch das hügelige Land auf der SS68 Richtung Volterra. Kurz vor der Stadt schauten wir nach einem geeigneten Ort für unser Picknick, fuhren sogar einen recht großen Umweg zu einem ausgeschilderten Castell um zu sehen, dass eigentlich alle schönen Plätze im Privatbesitz waren und hielten schließlich an einem Waldrand im Gras. Hier im Schatten war es einigermaßen auszuhalten, dennoch plagte mich wie auch schon an vorherigen Tagen der Heuschnupfen. Schade eigentlich - kannte ich so gar nicht - bisher hatte ich im Urlaub selten Probleme damit... Nachdem wir gegessen und geruht hatten, fuhren wir bei großer Hitze auf der SS 439 weiter in Richtung Massa Marittima. Kurz nach Pomarance entschieden wir uns unsere Tour für heute abzukürzen. Es war uns entschieden zu heiß. Was sollten wir schwitzen und Kilometer abreißen, die wir bei dem Wetter kaum genießen konnten, wenn "zu Hause" ein Pool auf uns wartete??? Über die SP 27, SP 29 und SP 28 ging es durch Casole d´ Elsa und Colle di Val d´ Elsa zurück nach Castellina. Auf den kleinen Straßen überquerten wir teilweise bewaldete Hügel, wo es etwas schattiger war. Zwischendurch freuten wir uns noch, als ein Tanklastzug anhielt um uns vorbei zu lassen (auf der kurvigen engen Strecke hätten wir ihn kaum überholen können) und lagen um 17 Uhr am Pool. : Im kühlen Haus konnte man auch prima Marienhof schauen. Dann mussten wir aber auch wieder raus auf die Terrasse, um unsern Platz gegen vier neue Gäste zu verteidigen. Henry und seine Begleitung waren aus Südafrika, wie sich später heraus stellte und begann später mit einem gut riechenden Barbecue. Wir hingegen genossen unsere toskanischen Leckereien zum Abendbrot.
Ein kurzer Motorradcheck beunruhigte mich kurz wegen der Bremsbeläge: Eigentlich sollten die noch eine Weile halten, aber die Bremsscheibe wies doch deutliche Abnutzungsspuren auf, so dass ich eben die Bremsbacken abbaute um zu sehen, dass aber alles im dunkelgrünen Bereich lag. Den grünen Bereich verlassen hatte jedoch mein Hinterreifen, der in der Mitte kaum noch Profil aufwies. Dumm, so alt war der noch gar nicht, aber ich erinnerte mich, dass die Kilometer in Norwegen im vorherigen Jahr mehr als einen normalen Verschleiß kosteten...
Was uns an diesem deutlich zu heißen Tag noch wunderte, waren die Hinweisschilder auf Schneeketten, die an jedem kleineren Hügel aufgestellt waren.... Im Winter scheint hier doch einiges anders zu sein, aber schwer vorstellbar bei diesen gefühlten 37° Celsius!

8. Tag - Dienstag, 14. Juli
(740km / Spontane Rückfahrt durch Regen und Gewitter)

Als wir gegen 8 Uhr erwachten, war es draußen grau und regnete - gar nicht mal so wenig. Unsere Stimmung sank sofort um ein paar Punkte und wir überlegten, was wir machen sollten. Eigentlich wollten wir noch einen Tag bleiben und uns dann auf eine zweitägige Rückreise begeben. Christian schlug nun vor, dass wir uns direkt auf den Heimweg machen und bis München durch zu fahren. Das hielt ich für etwas übertrieben. Zum einen muss es ja nicht den ganzen Tag regnen, zum anderen war mir der Weg nach München (ca. 800km) zuviel um in eins durch zu fahren (ich erinnerte mich an die Tour in die Pyrenäen 2000, als wir zwei mal gut 600km fuhren und uns der Arsch ganz schöne weh tat). Außerdem hatte ich mich etwas auf eine schöne Rückreise durch die Alpen gefreut. Mal ganz abgesehen, dass meinem Reifen eine kurvige Rückfahrt besser tun würde als 800km Autobahn, wo er doch eh schon in der Mitte nahezu blank war.
Christian telefoniert noch mit Wolfgang in München, der den Wetterbericht checkte und vorhersagte, dass es nicht nur 2 Stunden, sondern auch morgen noch Regnen würde. Ich ließ mich also überreden und so packten wir unsere Sachen, zahlten 130 Euro für die Unterkunft und begaben uns, wie am Vortag, zu einem kleinen Frühstück in die Chianti Bar. Dieses Mal mussten wir jedoch wegen dem Regen drinnen sitzen 9
Wir schrieben noch schnell ein paar letzte Postkarten und machten uns auf den lagen, feuchten Weg.
Über die kleinere Landstraße und Greve fuhren wir nach Florenz. Dort mussten wir kurz im Stau stehen, bis wir auf die Autobahn kamen, die wir bis zum Brenner nicht mehr verlassen wollten. Als wir warten mussten, kam dann doch noch mal die Sonne raus, später regnete es aber immer wieder - nicht so richtig schlimm, aber doch etwas. Bei den Tankstops, die wir deutlich vor dem Limit machten, um mal wieder abzusteigen freute ich mich, dass die Klamotten den Regen doch recht gut abhielten. Besonders bei meinen Stiefeln war ich mir noch nicht so richtig sicher, aber sie hielten.
Gegen 14:30 waren wir auf Höhe des Gardasees, machten eine etwas längere Pause, aßen etwas und ich begann allmählich daran zu glauben, dass wir die Nacht tatsächlich in München verbringen könnten. Bis dahin dachte ich noch, dass wir es uns irgendwann doch anders überlegen werden, aber das Ziel schien erreichbar. Zu dieser Zeit empfing ich eine SMS von meinem Kollegen Matthias, der mir mitteilte, dass unsere im September auslaufenden Arbeitsverträge nicht verlängert werden können, weil unser Arbeitgeber entsprechende Aufträge nicht bekommen hat. Das war eine Nachricht, mit der ich im Prinzip hätte rechnen können, war aber dennoch ganz schön geschockt. Gut, dass wir uns bereits auf der Heimreise befanden!
Kurz bevor wir nach Österreich kamen, fragten wir an einer Tanke nach einem Pickerl, das auf der österreichischen Autobahn auch von Motorradfahrern bezahlt werden musste. Allerdings gab es dort gerade für uns keines. Uns wurde aber gesagt, dass wir bis Innsbruck Zeit hätten eines zu kaufen und das nicht sofort tun müssten.
Kurz darauf, so gegen 17:30 verließen wir Italien und bezahlten jeder ca. 25 Euro für die Autobahnbenutzung in Italien. Wenig später mussten wir aber noch einmal 8 Euro für die Brennerautobahn in Österreich berappen.
Dafür sparten wir uns das Pickerl, denn wir sahen, dass wir 2 Abfahrten nach Innsbruck bei Zirl sowieso von der Autobahn nach Garmisch über die Landstraße fahren wollten.
Das Wetter wurde noch einmal besser, in Garmisch schien sogar die Sonne, so dass wir uns an einer Tankstelle ein Eis kauften. Christian kam die Idee für eine Tagesfahrt, die wir zwei Tage später machen sollten/wollten und wir machten uns auf die letzten ca. 80km nach München. Diese hatten es noch einmal in sich. Es zog ein Gewitter mit heftigen Regenschauern auf. Das war richtig unangenehm. Da hielt auch die Hose nicht mehr und die Stiefel wurden feucht. Dass die Hose keinen starken Regen abhält war mir bereits bekannt, bei den Stiefeln war es eher so, dass das Wasser von oben durch den Schaft lief.
In München waren wir dann froh, angekommen zu sein, luden ab, duschten heiß und freuten uns mit frischen Klamotten im Trockenen zu sitzen.
Tourende war nach den heutigen 740km somit gegen 20 Uhr.

10. Tag - Donnerstag, 16. Juni
(445km / Tagestour über Kochelsee, Plansee,
Hahntennjoch, Mittenwald, Bad Tölz)

Nachdem wir die Motorräder einen Tag stehen ließen, wollten wir heute noch eine Tour durch den näheren Süden unternehmen, auf der die Höhepunkte Schlag auf Schlag folgten:
Über die Autobahn (A 95) verließen wir München in Richtung Garmisch, bogen jedoch auf Höhe Bichl ab um am Kochelsee entlang zu fahren. Diese Strecke ist am Wochenende für Motorräder gesperrt und öfter liegt wohl auch mal ein Mopped am Straßenrand, sagte mir Christian, weil diese Teilstrecke gerne als Rennstrecke genutzt wird/wurde. Früher war der Kesslberg tatsächlich eine Rennstrecke, noch heute findet einmal im Jahr ein Rennen mit historischen Rennwagen statt (http://www.msc-ohlstadt.de/kesselbergrennen.html). Wir genossen die Aussicht auf den Kochelsee (10:40 Uhr) und fuhren gemütlich weiter am Walchensee entlang, über Wallgau und Garmisch durch die Bayrischen Alpen nach Österreich zum Plansee. Hier machten wir um 12:00 Uhr eine kurze Pause, hielten unsere Stiefel in den See und stellten fest, dass sie mindestens 10 Minuten dem See standhielten. Auf dem 1900m hohen Hahntennnjoch hatten wir super Wetter, wie auch den Rest des Tages und eine ebenso schöne Aussicht (13:00 Uhr). Weiter ging es über Imst und Telfs wieder nach Wallgau, wo wir auf eine Mautstraße (2,50 €) nach Westen abbogen. In Vorderriß wiederum fuhren wir eine Mautstraße (1 €) nach Süden bis Hinterriß, wo wir endlich eine leckere Brotzeit einnehmen konnten (16:30 Uhr). Zurück nach München fuhren wir nun vorbei am Sylvenstein See (18:00 Uhr) und über Bad Tölz, bis wir gegen 20:00 Uhr wieder zu Hause waren.

11. Tag - Freitag, 17. Juni
(ca. 160km / Rückfahrt mit dem Autozug über D´dorf nach Hause)

Tja, über den Abreisetag lässt sich nicht viel bereichten. Während Christian arbeiten gehen musste, blieb ich noch etwas liegen, frühstückte in Ruhe und packte genauso gemütlich meine Sachen, bevor ich mich mittags auf den Weg zum Verladebahnhof München Ost machte. Ab 13 Uhr war einchecken - zwei Stunden später ging es planmäßig los. In dieser Zeit machte ich mir viel zu viele Sorgen, dass mein Motorrad evtl. schon am einzigen vorherigen Haltepunkt bei Köln abgeladen - oder mein Wagon abgehängt werden könnte.... Für die Fahrt kaufte ich mir noch eine Zeitung und ein paar Haribo Colorado, was zu dieser Zeit kein Problem war und Zeit hatte ich genug!
Im Zug selbst hatte ich dann ein dieses Mal ein eigenes Abteil, was einerseits der totale Luxus war, andererseits langweilig. Mein Buch hatte ich bald durch gelesen - ich hätte nicht gedacht, dass ich im Urlaub soviel lesen würde, war froh dass ich die Zeitung hatte und schrieb einige SMS in die Heimat um mich wieder anzukündigen.
Planmäßig kamen wir gegen 22:30 in D´dorf an. Es dauerte dann noch eine Weile, bis die Wagons mit den Autos und Motorrädern an die Rampe bereit gestellt wurden und ich kesselte Heim nach Münster - relativ orientierungslos - ohne Karte und im Dunkeln fand ich den Weg aber auch ohne mich zu verfahren. Als ich um 1Uhr in Münster ankam, war ich froh, dass die Straße nass war - was wäre eine Ankunft in Münster ohne Regen?!? Olli wurde wach, als ich das Mopped unweit von seinem Schlafzimmerfenster zum Abladen abstellte und begrüßte mich noch kurz.
Einziger Schock am Ende: als ich die Bandit in die Garage schob funktionierte das Rücklicht nicht - sollte ich ohne Rücklicht über die Autobahn von D´dorf nach Münster gefahren sein? Schlimm, aber überstanden ohne es zu merken....
Ein schöner Urlaub war beendet.
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