Tourbericht Skandinavien 2004

03.-18.07.2004 - 3030km mit dem Kanu in Schweden,
und dem Motorrad durch Norwegen

Inhaltsverzeichnis

Prolog Kurzbericht
01. Tag 03.07. 360km Münster - Kiel
02. Tag 04.07. 230km Durch den Regen in die schwedische Wildnis
03. Tag 05.07. Erster Tag in ungewohnter Umgebung
04. Tag 06.07. Kanuübersetzen
05. Tag 07.07. Pizzatag
06. Tag 08.07. Zusammenkunft mit Wikingern im Grenzgebiet auf Trollön
07. Tag 09.07. Stürmische Rückfahrt ins Camp
08. Tag 10.07. 170km Beginn des Motorradurlaubes - Abschied von Schweden
09. Tag 11.07. 300km Relativ flache aber hügelige Landschaft in Oppland
10. Tag 12.07. 220km Trollstiegen, Geirangerfjorden und jede menge Berge
11. Tag 13.07. 290km Fjorde, Berge, Landschaft
12. Tag 14.07. 250km Entlang des Sognefjorden und Stadtbummel durch Bergen
13. Tag 15.07. 400km Beschwerlich Weg zu einer großartigen Aussicht
14. Tag 16.07. 450km Rückfahrt durch Südnorwegen nach Oslo
15. Tag 17.07. Fährfahrt Oslo - Kiel
16. Tag 18.07. 360km Kiel - Münster

Prolog - Kurzbericht

Dieses Mal sollte es klappen - seit Jahren schwärmten Pierre und Anke von ihrer Tour durch Norwegen und auch wir hatten bereits schon einmal die Tour nach Norden geplant, ja sogar Tickets für die Fähre hatten wir schon, aber aus hier nicht noch einmal darzulegenden Gründen haben wir es noch nie nach Skandinavien geschafft. Aber jetzt, jetzt sollte es endlich angehen....
Um mal etwas Abwechslung in die Sache zu bringen und die nordische Natur noch etwas hautnaher und intensiver zu genießen, wollten wir nicht nur einfach Motorrad fahren, sondern auch eine ausgedehnte Paddeltour mit einschieben. Malte berichtete mir einst von seinem Kanuurlaub in Schweden und die Bilder von dem Urlaub waren beeindruckend. Olli und Julia machten ihre Kanuerfahrungen zuvor auf der Mecklenburgischen Seenplatte, so dass wir einen Reiseveranstalter suchten, der uns ohne große Mühen eine mehrtägige Kanutour in Schweden ermöglichte. Schließlich konnten wir schlecht ein Kanu auf unseren Moppeds mitnehmen und zudem wurde uns das eine oder andere nützliche Equipment (z.B. ein handliches Beil oder ganz wichtig: eine Karte sowie Informationen über die Gegend) zur Verfügung gestellt. Scandtrack bietet eigentlich eher Kanuurlaube für größere Gruppen an, holt diese in Deutschland mit dem Bus ab, rüstet die Reisenden mit allem was man so braucht aus und führt sie teilweise auch durch die schwedische Wildnis bevor sie anschließend mit dem Bus wieder zurück reisen. Wir wollten nun nicht in einer Gruppe, sondern alleine über die Seen und konnten auf eine ganze Menge Ausrüstungsgegenstände verzichten, weil wir diese sowieso dabei hatten (den Spirituskocher z.B. hatten wir mitbekommen, waren aber froh ihn nicht benutzen zu müssen, weil der Benzinkocher doch etwas handlicher und vor allem sauberer war). Wir tauschten somit unsere Moppeds für ein paar Tage gegen ein Kanu und erlebten eindrucksvolle und unvergessliche Tage in Südschweden.
Anschließend erkundeten wir dann Norwegen - auf für uns klassische Art und Weise - mit den Motorrädern (und Campingausrüstung). Alles in allem legten wir in den zwei Wochen gute 3000km zurück. Das ist gar nicht so wenig, wenn man bedenkt, dass wir an fünfeinhalb Tagen gar nicht gefahren sind, sondern paddeln waren (ca. 70km : ). Das ergibt einen ungefähren Durchschnitt von 300km pro Motorradtag in Norwegen. Eigentlich hatten wir mit weniger gerechnet, mussten dann aber feststellen, dass man in Norwegen gar nicht genug Fjorde umfahren und Pässe überwinden kann. Das führte dann auch dazu, dass unsere Reifen mehr litten als gedacht - mein Vorderreifen war anschließend blank (nicht dass uns Pierre gewarnt hatte, aber .... na ja...) :
Die Kombination aus Kanu- und Motorradfahren war ein Experiment, welches auf jeden Fall gelungen ist - normalerweise machen wir so was ja nicht - NICHT Motorradfahren... aber die Seenlandschaft zwischen Bengtsfors und Töcksfors ist schon atemberaubend und abgesehen von den deutschen Kanutouristen die man vereinzelt traf: "Natur pur". Es war ein klasse Gefühl über Tage hinweg kein Geld, kein Strom und kein motorbetriebenes Fahrzeug benutzen zukönnen, - oder zu sehen. Die ganze Zeit auf Dusche und WC zu verzichten war auch nicht so schlimm wie befürchtet.
Das Wetter in Schweden war sehr durchwachsen: von Regen über Bewölkung mit und ohne Hagelschauern bis hin zu strahlendem (brennenden) Sonnenschein hatten wir eigentlich alles. Die Seen waren etwas kühl, bei etwas Sonnenschein aber bereits durchaus angenehm zum Baden.Norwegen bot dann verdammt viele schöne Berge und Fjorde wo wir soviel mitnahmen wie in der kurzen Zeit möglich war. Bekannt sind vielleicht die Trollstiegen welche quasi unseren nördlichsten Routenpunkt bildeten - etwas oberhalb des Geirangerfjodes wo wir tatsächlich 2 Kreuzfahrtschiffe liegen sahen. Entlang des Sognefjorden fuhren wir nach Bergen wo allen Unkenrufen zum Trotz die Sonne schien und dann zum Preikestolen bei Stavanger den wir in
Rekordzeit bestiegen (75min auf und 60min ab). Die Quälerei hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wahnsinns Gefühl auf einmal 600 Meter senkrecht in die Tiefe zu schauen - ohne Netz und doppelten Boden - und die Aussicht von da oben war natürlich grandios! Von dort ging es dann quasi auf die Heimfahrt über Oslo-Kiel wobei auch dieser Heimweg nach Oslo einiges zu bieten hatte. Für die einen klingt es wie "der kürzeste Weg nach Hause" - für die anderen ist es eine "ziemlich coole Strecke durch - und über Berge, mit angenehmen Kurven für abgefahrene Reifen; vorbei an nicht zu verachtenden Wasserfällen wo man auch mal eine prima Pause einlegen kann".
Auch hier (in Norge) bot das Wetter wieder die gesamte Palette - am letzten Tag mussten wir dann sogar das Innenfutter aus den Klamotten nehmen, weil keine Wolke am Himmel war, welche die Sonne bremsen konnte. Regentage hielten sich in Grenzen - eigentlich waren es mehr so Tagesabschnitte die verregnet waren und wir uns anschließend wieder "trocken fahren" konnten. Insgesamt ist Norwegen halt schon recht kühl, besonders oben auf den Bergen - aber das kann man sich ja denken und dementsprechend kleiden. Auf dem Dalsnibba (1500m) hatten wir immerhin noch 5°C, aber gefühlte Temperatur lag für mich bei -10°C
Alles in allem eine grandiose Reise über die ich euch im folgenden detaillierter berichten möchte...

1. Tag - Samstag, 03.07.
360km Münster - Kiel

nach dem traditionell letzten, gemeinsamen Frühstück in Münster starten wir bei Sonnenschein aus der Scharnhorststraße in Richtung Kiel. Meine Bandit zeigte 65.948km, Ollis ZR-7 21.058km auf dem Tacho. Wie immer, wenn wir einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit erreichen müssen - in diesem Falle unsere Fähre gegen 18:30 in Kiel - war ich etwas unentspannt und konnte nicht früh genug loskommen... Unsere planmäßige Abfahrt verzögerte sich auch nur kurz auf Grund von Olli & Julias Abschiedsschwierigkeiten. Das machte mir schon wieder Angst... aber alles ward gut!Pünktlich um 18:30 waren wir nach ca. 360km Autobahnfahrt in Kiel auf der Fähre. Wir hatten sogar noch eben Zeit für ein schnelles WhopperMenü beim Burger King. Die Fahrt nach Kiel war (erwartungsgemäß) unspannend. Das Wetter wurde schlechter, die Sonne verkroch sich hinter Regenwolken, die uns vor dem Buchholzer Dreieck nass machten. Aber dadurch ließen wir uns unsere Laune nicht verderben. Im Elbtunnel schockten wir die Autofahrer etwas mit den provozierten Nachzündungen im Auspuff - knallt ganz schön! Noch wussten wir nicht, dass es für solche Vergnügen später in Norwegen noch jede Menge Gelegenheiten geben würde...Auf der Fähre selbst war nicht viel los. Mit uns verzurrten so ca. 8-10 Biker ihre Mopeds. Auch sonst war die Fähre recht leer. Ich kam mir etwas wie auf einer Butterfahrt vor: verdammt teure Getränke (5€ für zwei 0,33 Carlsbergdosen an einem Außenstand sind ja wohl ein schlechter Scherz!) und jede Menge Rentner. So gar nicht ins Bild passte auch die Musik beim Ablegevorgang: Dschingiskahn!Wir erkundeten die neue Umgebung und unser Zuhause für die nächsten 15 Stunden. Unsere möglichst billige Kabine bot uns zwei übereinander angeordnete (Klapp-) Betten und eine eigene abschließbare Nasszelle (von unserer Überfahrt zwei Jahre zuvor nach Schottland waren wir schlimmeres gewohnt). Die verschiedenen Decks (auf denen ich mich immer wieder verlaufe - am schlimmsten ist der Weg vom Autodeck zur Kabine und zurück!) boten die üblichen Attraktionen: Admirals Pub, Rentner Disco, Abzocker Casino, Pseudo-Bibliothek, Schnäppchen-Boutique u.s.w. in der letzteren schauten wir uns etwas um (schließlich waren wir Touris - und benahmen uns folglich auch als solche ' siehe Foto - wie passend zur EM 2004!) -zudem deckten wir uns mit Cidre ein, der vielleicht ein Schnäppchen war, auf jeden Fall aber auch wie ein solches schmeckte...
Recht geplättet von der ganzen Aufregung gönnten wir uns noch ein gezapftes Gute-Nacht-Bier, schoben uns heimlich einen von unseren importierten Pfefferbeißern hinter die Kiemen (unseren wohl liebster Reiseproviant) und verpassten währenddessen die Durchfahrt unter der recht imposanten Brücke zwischen VestjFland und Fyn.
Gegen Mitternacht begaben wir uns dann zu Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten auf großer Fahrt.

2. Tag - Sonntag, 04.07.
230km durch den Regen in die schwedische Wildnis

Gegen 6:30 weckte uns Ollis Handy planmäßig - Olli ging duschen, ich bleib liegen... so richtig ausgeschlafen fühlte ich mich nicht, vielleicht, weil ich so gegen 5 Uhr das Gefühl hatte irgendetwas passierte mit der Fähre - wurden wir zwischendurch betankt? Kann ja wohl nicht sein...
Wir beeilten uns, weil wir das Frühstücksbüfett nicht verpassen wollten - auf unserer Fährfahrt nach Schottland waren wir von dem Büffet recht begeistert und freuten uns bei der diesjährigen Fährfahrt auf dieses kulinarische Angebot am meisten. Es war dann auch ganz lecker - immerhin gab es Muffins - in solchen Momenten bedauere ich immer, dass ich nicht auf Vorrat essen kann.... Während des Essens erblicken wir outside eine regelrechte Mondlandschaft bei starkbewölkten Himmel.
So gegen 9:10 verließen wir planmäßig das Schiff und starteten in den Schwedenregen. Recht schnell saugten sich meine Stiefel mit Wasser voll (so´n Mist - die hatte ich vor zwei Jahren erst neu gekauft - in der Hoffnung mal dichte Stiefel zu haben - na ja, wundert mich nicht - bequem waren sie eigentlich auch noch nie - zumindest nicht beim Gehen).
Unterwegs stoppten wir ab und an - zum einen an einer überdachten Bushaltestelle um die Klamotten auf Feuchtigkeit zu überprüfen, zum anderen um das Innenfutter in die Klamotten zu ziehen.
Bis kurz vor Bengtsfors rissen wir bei dem schlechten Wetter auf einer recht geraden Straße unsere Kilometer herunter und entdecken dann endlich mal einen Geldautomaten - Schwedische Kronen hatten wir bis dahin noch nicht erstanden.
Dummerweise akzeptierte der Automat weder meine noch Ollis EC-Karte. Meine Postbankkarte war dann aber o.k. - komisch...
Kurze Zeit später hielten wir ein weiteres Mal, um etwas zu trocknen und uns aufzuwärmen. Wir tranken Heiße Schokolade und gingen kurz durch das Museum, welches über die heimischen Traditionen hinsichtlich der Handwerkskunst informieren wollte.
Um 15 Uhr kamen wir bei Sonnenschein in Lennartsfors an, wo wir im Camp von Scandtrack nächtigen, eine warme Mahlzeit einnehmen und unsere Ausrüstung für die kommenden Kanutage entgegen nehmen wollten. So richtig erwartet wurden wir nicht - im Gegenteil, wir galten quasi als Überraschung.Ein neuer Plan wurde ausgehandelt, denn uns eine warme Mahlzeit zu bereiten war genauso schwierig, wie irgendwo an einem trockenen Platz unser Zelt aufzuschlagen (die Wiese war nach tagelangem Regen doch recht sumpfig). So nahmen wir unsere Ausrüstung also direkt entgegen, parkten unsere Moppeds, erstanden noch die obligatorische Outdoorseife und einen Mückenschutz.
Um 17:45 stachen wir dann voll beladen in den Foxensee.
Weit kamen wir nicht - bzw. wollten wir auch nicht - schließlich waren wir ziemlich hungrig auf Grund des ausgefallenen warmen Essens. Somit schlugen wir schon bald auf einer Insel (die mit der Schutzhütte Nr. 12) unser Zelt auf. Die Schutzhütte war allerdings bereits anderweitig besetzt, so dass wir an einer geeigneten Stelle wild campierten und unsere Ausrüstung genauer checkten. Unter anderem bestaunten wir die sieben Brote und vier Gläser Würstchen die wir da mit bekommen hatten. Zu den Lebensmitteln gab es zuvor Zubereitungsvorschläge. Wir entschieden uns für die "Westernpfanne Terence Hill" (rote und weiße Bohnen mit Speck, Zwiebeln und Würstchen), welche wir so gegen 20 Uhr mit einer Flasche Wein genossen.
Zudem entdeckten wir in der Ausrüstung eine Astsäge, mit der wir herumliegende Birkenäste zurecht sägten und mit einem ebenso mitgegeben Beil spalteten. Nach einiger Zeit brannte - trotz des zuvor schlechten Wetters - unser erstes abendliches Lagerfeuer zu einem grandiosen Sonnenuntergang.Später drehten wir dann noch eine Runde um die Insel und tankten unseren Wasserkanister auf, bevor wir uns kurz nach Mitternacht in die Schlafsäcke legten.

3. Tag - Montag, 05.07.
Erster Tag in ungewohnter Umgebung

So gegen 8 Uhr erwachte ich das erste Mal in der schwedischen Wildnis - Olli war schon raus zum pinkeln. Erste Wettermeldung: bedeckt aber trocken. Wir checkten die EM Ergebnisse und erfuhren, dass Griechenland am Vortag Europameister geworden ist. Das sollte es dann aber auch erst mal gewesen sein für die nächsten Tage mit der Welt um uns herum. Denn unsere Probleme waren erst einmal ganz existentielle: Wie waschen ohne Dusche? Wie rasieren ohne Spiegel und wo seine Geschäfte verrichten ohne Klo??? Also erst mal raus in den See - puh - ganz schön kalt, aber für waschen und kurz mal untertauchen reichte es gerade so. Rasieren ging nach Gefühl - denn auch das Spiegelbild im See gab nicht viel her. Anschließend deckten wir wie gewohnt unser Frühstück auf dem Erdboden.
Na ja und nach dem Frühstück war es zuerst Olli, der sich den Klappspaten schnappte und in die weiter entlegenen Büsche schlug. "Ungewohnt aber machbar" so sein Kommentar. Also wagte ich auch den ungewohnten Gang in die Wildnis. Auf meiner Suche nach einer geeigneten Stelle entdeckte ich jedoch eines der Trockenklos, wie sie in der Nähe der Schutzhütten aufgestellt waren und freute mich....
Als wir anschließend los wollten, fing es zu regnen an und so warten wir noch etwas bevor wir lospaddelten und vertrieben uns die Zeit mit "Schiffe versenken".
Gegen Mittag kamen wir dann bei klarem Himmel los.
Zunächst war es an Olli, mit der Karte klar zukommen und uns in die richtige Richtung zu lotsen. Das war gar nicht soo einfach, denn aus unserer Perspektive konnte man die Landzungen natürlich nicht so gut erkennen, wie sie auf der Karte eingezeichnet sind. Da gewöhnten wir uns aber schnell dran und lernen uns auch an den Schutzhütten zu orientieren, die ab und an aufgebaut waren - meist vom Wasser her sichtbar und mit Nummern markiert.So gegen 13 Uhr legten wir bereits die erste Pause ein - auf einer kleinen Steininsel im See, von der aus wir bei strahlendem Sonnenschein ins Wasser sprangen, uns etwas abkühlten und eine Kleinigkeit von unseren Vorräten verzehrten.Auf unserem weiteren Weg haben wir die Schutzhütten genauer inspiziert. An einer Insel hätten wir gerne gehalten, merkten aber, dass die dortige Hütte von einem Pärchen besetzt war, welches sichtlich Panik bekam, dass wir uns wohlmöglich zu ihnen gesellen wollten. Wir zogen also weiter und bevor uns ein Gewitter erreichte, hielten wir gegen 17 Uhr an Nr. 39.
Heute sollte die Outdoor-Pizza auf unserer Menükarte stehen. Die vorhandene, steinerne Feuerstelle bot sich an, einen Stein zu erhitzen und auf ihm die Pizza zu backen (wie uns empfohlen wurde). Bei der Durchsicht unseres Proviants mussten wir jedoch bemerken, dass Stella, die nette Mitarbeiterin im Camp, die unsere Ausrüstungstonnen packte, das Mehl vergessen hatte. Kein Mehl, keine Pizza... Besonders auf Ollis Seite war die Enttäuschung groß. Somit gab es dann Semmelknödel und Gulaschsuppe (auch lecker) und anschließend brieten wir auf unserem Stein zur Probe etwas Salami, Käse und Würstchen... das ging tatsächlich.Wir schlugen unser Zelt an diesem Tag nicht auf, sondern schliefen in der niedrigen Schutzhütte, die uns auch gut vor dem Regen schützte. Bis es richtig anfing zu regnen brannte auch unser Feuer ganz gut...So gegen Mitternacht muss es wohl gewesen sein, als wir uns schlafen legten. Richtig dunkel wurde es nicht.

4. Tag - Dienstag, 06.07.
Kanuübersetzten

Recht gut schliefen wir in der Schutzhütte mit freiem Blick in die Natur. Unser erster Uhrkontakt war um 7:20 - aufgestanden sind wir jedoch erst um 10, denn das Wetter war mit Sonnenschein eher sparsam.
Die klimatischen Umstände erlaubten mir gerade noch das Waschen der äußeren Extremitäten und des Kopfes. Olli war da etwas härter im Nehmen und gönnte sich ein erfrischendes Vollbad.
Irgendwann kam dann mal die Sonne raus und erst nach einem ausgedehnten Frühstücksbrunch bis etwa 13 Uhr, stachen wir bei bewölktem Himmel in See.
Insgesamt blieb es zunächst auch trocken - nur später wurden wir einmal nass. Wir suchten eine Verbindung zuwischen zwei Seen und entschieden uns an der schmalsten Landstelle das Boot bis zum anderen Ufer zu tragen. Eine elendige Quälerei. Das Boot alleine ist schon gar nicht so leicht. Unsere Taschen und Tonnen auch nicht - so dass wir ganz schön ins Schwitzen gerieten.
Bei der nächsten schmalen Stelle waren wir somit froh, dass es eine Brücke gab, unter der wir gerade so hindurch paddeln konnten.
Zuvor entdeckten wir noch ein ganz eigenartiges Wasserfahrzeug. So eine Mischung aus Fahrrad, Tretboot und Floß. An dieser Stelle legten wir gegen 15:30 auch eine Rast ein und stärkten uns.
Es ging weiter nach Norden, wo wir dann mächtigen Gegenwind bekamen und auf Grund der daraus resultierenden Anstrengung den möglichst kurzen Weg wählten. Dass wir uns dabei weiter vom Land wegbewegten als eigentlich gut ist, war uns in diesem Moment trotz hoher Wellen egal.
Am Horizont konnten wir eine Große Brücke entdecken, die uns gute Orientierung bot und als Zwischenziel diente. Bis dorthin gaben wir noch einmal alles und wurden so gegen 17:15 bei der Ankunft mit einem recht heftigen (Hagel)Schauer überrascht. Wir retteten uns an Land und versuchten aus unseren mitgegebenen Planen einen Regenschutz zu bauen, was aber solange dauerte, dass es auch nicht viel brachte....
Wenig später gab es noch einen weiteren Wolkenbruch, der uns die nächste Schutzhütte aufsuchen ließ. Da diese besetzt war, klapperten wir noch die nächsten beiden Hütten ab, mit dem gleichen Ergebnis (besetzt). Somit schlugen wir unser Zelt gegen halb acht auf der Südspitze einer Insel mit besetzter Schutzhütte auf. Hier war es für meinen Geschmack etwas sehr zugig und somit kalt, aber dass merkten wir erst, als wir uns schon ausgebreitet hatten. Olli versuchte ein wärmendes Feuer zu entfachen, was sich entsprechend der Umstände (windig, nasses Holz) als langwieriger aber dennoch erfolgreicher Prozess erwies. Während dessen betankte ich unseren Benzinkocher und begann mit der Zubereitung eines Essens aus Nudeln, Tomatensauce, Zwiebeln, Tomaten (und für Olli noch ein paar Pilze).
Dieser Tag endete für uns gegen 23:30

5. Tag - Mittwoch, 07.07.
Pizzatag

Gegen 7:30 schaute ich das erste Mal auf die Uhr - draußen sah es nicht gerade sonnig aus, aber zumindest war es trocken. Ca. eine halbe Stunde später ging Olli pinkeln und da nieselte es bereits. 9
Als es eine knappe Stunde später wieder aufgehört hatte mit dem Nieselregen, entschlossen wir uns, aufzustehen und Baden zu gehen. Angenehm war das nicht - ganz schön kalt, aber für fünf Brustschwimmzüge hat es gerade noch gereicht. Auch beim Frühstück war es noch recht kalt, als wir dann aber anfingen unser Zelt abzubauen und das Kanu zu beladen, wurde es sonnig und warm. Nach der Abfahrt um 11:45 hatten wir sogar noch richtig strahlenden Sonnenschein.
Ziel war zunächst das nördliche Ufer des Sees, wo es uns in dem Ort Töcksfors ermöglicht werden sollte Mehl für die Pizza zu kaufen, die wir unbedingt backen wollten. Um die Ecke gab es eine Schleuse, zu der wir zunächst paddelten - wo wir aber eher falsch waren. Somit legten wir dann also am Campingplatz an, wo wir uns erst einmal jeder ein Eis gönnten.
Bis zum Supermarkt war es ein ganz schönes Stück zu Fuß. Vor Ort trafen wir zwei bekannte Gesichter vom Vortag (in deren Schutzhütte wir kurzfristig untergekrochen waren) und kauften Milch und Mehl für unsere Pizza. Zudem aßen wir noch einen Hot Dog und machten uns wieder auf den Weg.
Wir paddelten Richtung Süden nach "Bäron" einer größeren Insel im See (mit besetzter Schutzhütte), wo wir gegen 19 Uhr eine nette Lichtung mit Blick auf den See fanden. Dort legten wir an und schlugen unser Zelt auf. Feuerholz war auch bereit gelegt. Allmählich lernten wir, dass in der Nähe von Schutzhütten dünne Holzstämme von Rangern niedergelegt werden, damit kein wachsendes Holz geschlagen werden muss (was streng verboten ist).Unmengen von Wasser zum Trotz, welches ich in mich hinein fließen ließ, musste ich an diesem Abend tatsächlich zu einer Kopfschmerztablette greifen, weil mir mein Schädel zu zerspringen drohte. Nur mit größter Mühe konnte ich meinen Pflichten (wie z.B. Feuerholz zurecht sägen) nachkommen. Da halfen auch keine 3 Liter Seewasser, während Olli den Wein des Abend nahezu alleine trinken musste.
Olli kümmerte sich währenddessen um seine Meisterpizza. In der Nähe fand ich einen recht großen aber flachen Stein, den wir in unsere Feuerstelle einließen. Nachdem der Hefeteig ausreichend aufgegangen war, strichen wir ihn mit Tomatensauce ein, belegten ihn mit dem, was so da war (Zwiebeln, Salami, Käse, Pilze...) und backten das ganze über offenem Feuer auf dem Stein. Das ging ganz gut. Nur an wenigen Stellen etwas angebrannt, der Käse nicht vollständig aber doch zumindest angeschmolzen. Der Teig auf jeden Fall der beste, den wir je gegessen hatten!!
Den Restteig verarbeitete Olli dann zu einer Calzone, das ging auch ganz gut. Schließlich endete das Essen mit dem Abplatzen von Ollis Hosenknopf.
Später bin ich dann noch einmal los und wollte Wasser aus dem See holen (gegen die verdammten Kopfschmerzen und für´s Frühstück). Das ging ja gar nicht - es war etwas windig und der Seegang ausreichend, dass ich da nicht gegenhalten konnte. Mein Glück war, dass ich nicht irgendwohin sondern ans Ufer der eigenen Insel getrieben wurde. Dort konnte Olli dann (nachdem er meine verzweifelten Hilferufe erhörte) zusteigen und wir paddelten gemeinsam zurück zu unserem Strand.
Vor der Schlafenszeit machten wir noch einen kleinen Rundgang über die Insel, und schliefen so ab 23:30 Uhr.

6. Tag - Donnerstag, 08.07.
Zusammenkunft mit Wikingern im Grenzgebiet auf Trollön

Gegen 9:15 erwachten wir an einem sonnigen Morgen und Olli ging schwimmen. Später klagte er über Kopfschmerzen - ich denke nicht, dass das eine etwas mit dem anderen zu tun hatte - meine jedoch, waren wieder weg.
Zum Frühstück gab es dann etwas ganz besonderes: Cornflakes - schließlich hatten wir noch Milch vom Vorabend. Diese ließ sich somit wunderbar aufbrauchen.
Auf meinem anschließenden Gang zum Klo (was dieses Mal ganz schön voll war 9) traf ich bekannte Gesichter, die uns gestern schon einmal über den Weg liefen/paddelten - So einsam ist die Wildnis irgendwie auch nicht.Gegen 13 Uhr brachen wir dann bei strahlendem Sonnenschein auf. Zwischendurch mussten wir uns etwas abkühlen, gingen schwimmen und tauschten mal wieder die Steuermannposition.
Unser Ziel war Trollön, die Insel über die die schwedisch/norwegische Grenze verläuft.
Auf unserem Weg kamen wir an Häston vorbei und erblickten ein Industriewrack - keine Ahnung was das war, aber es war rostig und lag im Wasser.
Als wir Trollön erreichten, war es noch relativ früh (16:15) und wir konnten tatsächlich die Schutzhütte beziehen - unser Zelt brauchten wir also nicht aufzuschlagen. Irgendwelche Scherzkekse hatten zuvor einen Zeltpavillon vor der Hütte aufgestellt und nicht wieder mitgenommen, was wir einerseits etwas uncool und geschmacklos fanden, was andererseits aber auch praktisch war - denn sollte es regnen, konnten wir trotzdem ein Feuer im Trockenen machen. Obwohl wir gar nicht so lange unterwegs waren, waren wir doch ganz schön fertig - vielleicht lag das auch etwas an der vielen Sonne - unsere Gesichter glühten an diesem Abend ganz schön...
Olli ging noch einmal schwimmen, während mir das bei weitem zu anstrengend war und ich schon mal mit Essen machen anfing. Wir hatten noch Grieß, den ich kochte und wir anschließend als Zwischenmahlzeit mit Apfelmus, Zucker, Marmelade oder Nutella genossen.
Währenddessen legte eine recht große Gruppe (mit 8 Booten!) auf der Insel an - Gott sei Dank etwas von uns entfernt - so hatten wir die Insel nicht mehr für uns alleine, aber es blieb trotzdem ruhig.
Später setzte Olli dann noch einen süßen Hefeteig an, begann einen Stock zu schnitzen, was ich ihm nachtat und wir machten uns ein paar Stockbrote.
Als wir so am Feuer saßen und unsere Brote backten während es allmählich spät wurde, kam dann noch eine Gruppe Wikinger mit 6 Booten und schlug ihre Zelte bei uns um die Ecke auf. Mit der Ruhe war es dann erst mal vorbei. Allerdings waren auch viel Kinder dabei, so dass diese auch bald wieder schlafen mussten.
Vor dem zu Bett gehen drehten wir noch eine Runde um die Insel - um sicher zu gehen, dass wir auch mal in Norwegen Kanu fahren waren. Den Grenzstein auf der Insel fanden wir nicht wirklich, haben aber sicherlich in Schweden geschlafen.
Um 23:30 war der Tag für uns beendet.

7. Tag - Freitag, 09.07.
Stürmische Rückfahrt ins Camp

Die Nacht war etwas unruhig, ich kann nicht sagen wieso - aber unter anderem konnte Olli nicht so richtig schlafen und machte sich gegen 4 Uhr auf zum Klo. Vielleicht war es das schlechte Wetter, das über Nacht aufzog - keine Ahnung.
Als wir um 9:15 aufstanden, war das Wetter recht mies. Zwar regnete es kaum, aber es blies ein kalter und starker Wind aus Nordosten (genau unsere Richtung 9). Nicht die besten Voraussetzungen um den Rückweg antreten zu müssen. Am Tagesende sollten wir wieder am Camp ankommen, die Kanus zurück geben und nach unseren Motorrädern schauen.
Wir entschlossen uns zunächst aus dem Restteig vom Vortag Brötchen zu backen, die uns dann leider etwas verbrannten aber trotzdem gut schmeckten. Wo wir das Feuer schon mal brennen hatten, rösteten wir noch etwas Toast. Das Trockenklo war sehr begehrt, darum entschloss sich Olli mit dem Klappspaten in den Wald zu schlagen :
So gegen 13 Uhr machten wir uns auf den Weg - half ja alles nichts - was muss das muss. Der Wind war gnadenlos und blies genau aus Osten, wo wir hin wollten. Also kämpften wir uns Etappenweise gegen die Wellen und rasteten auf Hastön, wo wir drei Österreicher trafen, die ihr Glück beim Angeln versuchten, aber nicht so richtig erfolgreich waren. Dafür berichteten sie uns von einem Adlerhorst, den sie in der Gegend entdeckt hatten.
Wir paddelten weiter und hielten uns zwischen den Inseln, wo der Wind und somit auch die Wellen schwächer waren.
Vor einem planmäßigen Kurswechsel nach Süden gingen wir eigentlich davon aus, dass wir anschließend Rückenwind haben müssten - diese Hoffnung hielt uns bei Laune. Schließlich stellten wir dann aber fest, dass es nicht besser wurde. Eher im Gegenteil: Zur Sicherheit mussten wir kreuzen, damit wir nicht voller Wasser liefen...
So gegen 16 Uhr erreichten wir das Camp, wo wir auscheckten und das Boot reinigten. Wir waren recht nass, aber das war nun auch egal. Wir bauten das Zelt auf und genossen eine warme Dusche - die erste seit wir zu Hause abgefahren waren - super Gefühl - und dann auch noch mit warmen Wasser!!! Spiegel gab es in den sanitären Anlagen des Camps leider noch nicht, so dass wir uns blind rasieren mussten, aber das kannten wir ja schon.
Wir schauten nach unseren Mopeds, denen ging es gut - wir fuhren sie aus, nach Lenartsfors wo wir ein warmes Mahl zu uns nahmen. In dem kleinen Kneipencafé fanden sich gerade jede Menge Ukulelenspieler zusammen, die im Nebenraum schwungvolle Musik machten - wir ließen uns später sagen, dass es wohl einmal im Jahr ein großes Ukulelentreffen in Lennartsfors gibt - dieses fand gerade statt. Nachdem wir Hamburger, Pizza, Brokkolikuchen, Bratkartoffeln mit Ei und dazu jede Menge heiße Schokolade verzerrt hatten, fuhren wir zurück zum Camp. Es war einigermaßen trocken. Wir saßen noch etwas vorm Zelt und hingen unsere nassen Klamotten zum trocknen auf. Stella gesellte sich zu uns und beteuerte mehrmals, wie unangenehm es ihr sei, dass sie vergessen hatte uns das Mehl einzupacken und erzählte etwas von ihrem, unerwartet anstrengenden und monotonen Job im Camp. Sie hatte gedacht, dass sie ab und an auch mal etwas von der Gegend sehen kann, musste aber von morgens bis spät abends nur die Tonnen für die Kanugruppen packen.
Später fing es wieder leicht an zu regnen, wir machten noch einen kleinen Gang und legten uns gegen Mitternacht schlafen.
In der Aufregung am nächsten Tag wieder mit den Motorrädern zu reisen, konnte ich kaum einschlafen.....

8. Tag - Samstag, 10.07.
170km - Beginn des Motorradurlaubes
Abschied von Schweden und vom Camp

Um 9:15 war die Nacht für uns zu Ende. Es regnete nicht, aber war recht stürmisch. Nicht die besten Aussichten für eine schwungvolle Fahrt gen Norwegen. Beim Aufhängen der Wäsche zum Trocknen quatschte mich ein Harley Fahrer an. Der war so gar nicht in meiner Welt. Harley Fahrer sind für mein Empfinden stets etwas zu selbstbewusst (um nicht von "eingebildet" zu sprechen) - haben von allem `ne Ahnung und wissen immer Bescheid. Na ja, aber auch dieses Gespräch hatte ein Ende - es fing an zu Regnen, also nahm en wir die Wäsche wieder ab und unser Frühstück fand im Zelt statt. Es regnete sich so richtig ein. Alles war nass und unsere Laune im Keller. Noch dazu klagte Olli über Kopfschmerzen. Als wir gerade los wollten, weil es dann doch noch mal etwas zu regnen aufgehört hatte - die Klamotten waren schon aufgeladen - merkte Olli, dass er seine Kette spannen muss... Das nervte ihn mehr als mich - also noch nichts mit abfahren. Wo dann doch schon einige Zeit ins Land gegangen ist, entschlossen wir uns die Lage im Küchenzelt zu checken. Dort formierten sich gerade die Insassen von 2-3 Bussen und bekamen ein Essen. Wir setzten uns dazu und aßen mit.
Dann noch mal auf´s Klo und endlich los. (13 Uhr)
Über meist gerade und nur ab und zu kurvige Straßen fuhren wir vorbei an Ärjang nach Charlottenberg. Hier überquerten wir die Grenze nach Norwegen und verabschiedeten uns von Schweden indem wir unsere letzten schwedischen Kronen für Heiße Schokolade ausgaben und etwas aufwärmten. Gemütlich war das Wetter nun wirklich nicht.
Weiter ging es auf unserem nordwestlichen Kurs in Richtung Lillehammer über Kongsvinger und Skornes wo wir einen Geldautomaten entdeckten, Geld zogen, Tankten und wenig später in Songnes um halb sieben an einem Campingplatz hielten. Mindestens drei Mal wurden wir mittels Straßenschildern vor Elchen gewarnt - gesehen haben wir aber natürlich weit und breit keinen.
Mittlerweile war es relativ sonnig - die Wolken hatten sich verzogen. Den ganzen Tag schon hatte ich prophezeit, dass die Wolkendecke aufreißt und dort hinten an Horizont doch mit viel Phantasie auch schon etwas blauer Himmel zu sehen sei... Olli hielt mich schon für verrückt und sah stets nix blaues... nun, war es doch so gekommen. Allerdings zogen auch schon wieder finstere Wolken auf, ich befürchtete ein schweres Gewitter, aber alles was passierte, war ein imposanter Regenbogen, der gar nicht komplett auf ein Foto passte.
Wir hingen mal wieder unsere Sachen zum Trocknen auf und kochten um 21 Uhr Nudeln mit Tomatensauce. Gegen 22:30 war dann zu-Bett-geh-Zeit

9. Tag - Sonntag, 11.07.
Relativ flache aber hügelige Landschaft in Oppland

Der heutige Sonntag sollte uns über die 24 bis kurz vor Hamar und anschließend über die E6 durch Lillehammer, Tretten, Otta und Dombas nach Lesja durch Oppland führen.
Wir standen gegen 9:15 auf, es war bedeckt und kühl, aber trocken mit leichten blauen Flecken am Himmel. Unser Frühstück nahmen wir auf zwei Bänken am Holztisch ein, wie sie auf den norwegischen Campingplätzen üblich zu sein scheinen. So gegen 11.30 kamen wir dann mal los. Die ersten 90km fuhren wir auf der E6 an Hamar vorbei bis Moelv, wo wir für ca. 30km auf die etwas abseitsgelegenere und kurvigere 213 abbogen. Bei Lillehammer stießen wir dann wieder auf die E6 und kamen bei Sonnenschein an einem McDonalds vorbei, wo wir einen kleinen Mittagsimbiss genossen.
Nach ein paar weiteren Metern auf der E6 bogen wir links ab um den bekannten Peer-Gynt-Vegen bis Vinstra zu befahren. Dieser ca. 50 km lange, nur zu beginn asphaltierte, Weg war mautpflichtig, wobei die Norweger hier auf die Ehrlichkeit der Benutzer vertrauten, denn das Kassenhaus war unbesetzt und es wurde in unserem Fall um eine Maut von 15 Kronen gebeten. Wir bezahlten natürlich und durchfuhren die malerische Landschaft Opplands. Nicht nur der Weg wurde schlechter, auch das Wetter. Es fing leicht an zu Regnen und somit auch etwas matschig zu werden. Besonders Olli klagte über Haftungsprobleme, bei denen sein Hinterrad ins Schwimmen kam - zudem sahen unsere Mopeds später ganzschön sauig aus...
Ab Vinstra ging es über Otta nach Dombas, wo wir auf die E136 weiter Richtung Nordwesten fuhren und somit weitere ca. 100km auf gut ausgebauter Europastraße bis nach Lesja abspulten. Hier stieg ich kurz ab und wollte eigentlich nur ein paar Fotos von der Landschaft machen, denn von der Straße aus konnte man gut ins Tal blicken. (Un)günstiger Weise hielten wir direkt vor einem Grundstück, auf dem auch ca. 5 Hütten standen, die von einer Privatperson an Touristen vermietet werden. Der Besitzer kam heraus und bot uns eine Hütte an. Eigentlich suchten wir nach einem Campingplatz, da es aber bereits nach 19 Uhr war und wir Interesse hatten uns mal so eine Hütte an zu sehen, versuchten wir uns mit dem älteren Mann, der kein Wort Englisch oder Deutsch sprach zu verständigen. Er bot uns eine von den fünf leer stehenden Hütten für 250 Kronen an. Wir hatten jedoch nur 150 Kronen dabei, fragten nach einem Geldautomaten - einen solchen gab es jedoch nicht in der Nähe und als wir mit unseren mageren 150 Kronen wedelten um verständlich zu machen, dass wir nicht mehr hatten, meinte der Mann, dass das auch OK sei. Wahrscheinlich war er froh, überhaupt mal wieder etwas einzunehmen.
Die Hütte war recht nett ausgestattet. Es gab einen etwas abgetrennten Schlafbereich mit 2 doppelstöckigen Betten und einen Ess-/Kochbereich mit Holzofen, zwei elektrischen Herdplatten, Spüle, Kühlschrank, Tisch und Stühlen. Wir richteten uns ein und bereiteten uns ein Mahl aus einer Dose Linseneintopf mit Würstchen auf Reis. Olli checkte die News und brachte in Erfahrung, dass Jan Ulrich bei der Tour de France 20ster war, Armstrong der Favorit und spätere Gewinner bereits 6. Zudem wurde Lothar Matthäus in der Bundestrainerfrage nach dem frühen Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der EM als heißes Eisen gehandelt. Das ließ uns aber alles kalt, wir saßen noch gemütlich zusammen, Olli entfachte ein Feuer im Ofen und gegen 1 Uhr legten wir uns schlafen.

10. Tag - Montag, 12.07.
220km - Trollstiegen, Geirangerfjorden und jede menge Berge

Heute sollten wir an einem sehr kühlen aber trockenen Tag über die E136 bereits unseren nördlichen Wendepunkt erreichen, anschließend auf der 63 die Trollstiegen in Richtung Süden befahren, den Storfjorden überqueren, Geiranger passierten, den Dalsnibba erklimmen und schließlich auf die 15 nach Westen abbiegen, wo wir nach Hjelle an den Strynevatnet gelangten.
Nachdem wir gegen 10 Uhr erwachten, gingen wir ein paar Häuser weiter in einem supermarktähnlichen Laden einkaufen. Wir checkten vorher, ob man dort mit Karte zahlen kann, denn wir hatten ja kein Bargeld mehr. Zum Frühstück gab es somit Rührei, Milch, Gebäck und wie üblich: Käse, Salami, Nutella, Brot, Tee/Kaffee....
Nachdem wir den Rest von den 10 Eiern unserem Hüttenbesitzer schenkten, fuhren wir weiter auf der E136 Richtung Nordost. Nach ca. 50 Kilometern kamen wir bei Verma an einer Eisenbahnbrücke vorbei, die sehr bedeutend sein musste. Es gab eine Hinweistafel, auf der erklärt wurde, wie schwer es war diese Brück über eine reißende Schlucht zu erbauen, wie viele Menschen dabei starben und wie wichtig die Brücke für die Infrastruktur ist. Vorher gab es auf der gleichen Strecke einen Eisenbahntunnel, der innerhalb des Berges eine Schleife beschreibt, damit die Bahn an Höhe gewinnt. Wir stellten fest, dass die Norweger im Bau von Tunneln doch einiges reißen.
Nach 50 weiteren Kilometern verließen wir die E136 in Richtung Süden, um über die Trollstiegen an den Storfjorden zu fahren. Die Trollstiegen sind auf jeden Fall eine Reise wert. Auf einer relativ engen Straße geht es in Serpentinen den Fels hoch, oben kann man dann kleine Stofftrolle oder jede Menge anderer Souvenirs kaufen. Ich hatte leider noch immer kein Bargeld... na ja, vielleicht war es auch ganz gut so :
Weiter ging es durch großartige Landschaft zum Storfjorden. Bevor wir von Linge nach Eidsdal übersetzten, fanden wir in Valldal einen Geldautomaten, wo wir unsere Bargeldkasse auffrischen konnten.
Die Fähre kam quasi zeitgleich mit uns am Fährhafen an und kostete uns zusammen 66 Kronen, was etwa 7,50 Euro entspricht. Die kurze Fährfahrt über hatten wir bei tiefhängenden Wolken einen guten Ausblick über den Fjord und die angrenzenden Berge.
Anschließend ging es dann nur noch knappe 20 Kilometer, bis wir von der 63 aus auf die Fjordspitze bei Geiranger blicken konnten, wo zwei recht große Kreuzfahrtschiffe lagen, bzw. ablegten.
Knappe 20 Kilometer später standen wir im dicken Nebel auf dem Dalsnibba. Die Zufahrt zu der Bergspitze kostete uns zusammen noch einmal 70 Kronen. Auf dem Weg zum Gipfel tauchten wir irgendwann in die Wolken ein und sahen nur noch sehr wenig. Dort oben auf 1500m fühlte ich ganz deutlich Minusgerade, die Besatzung eines deutschen Wohnmobiles konnte uns jedoch versichern, dass es +5°C hatte.
Kurz nachdem Olli seinen Namen in den Schnee gepinkelt hatte und ich auch gerne wieder nach unten wollte (wo es etwas wärmer war) kam noch eben ein Reisebus an. Wir waren etwas verwundert, denn es stiegen vornehmlich Deutsche aus. Wir unterhielten uns mit einem Münsteraner, der uns sagte dass Sie mit der Fähre bis nach Spitzbergen fahren und dann mit dem Flugzeug wieder zurück und jetzt gerade vom Schiff aus auf den Berg gekarrt wurden.
Auf den nächsten 30 Kilometern überquerten wir den Breiddalsvatnet und durchfuhren mehrere Tunnel in denen Olli die eine oder andere Fehlzündung provozierte und Schrecken verbreitete. Ich hingegen hatte mit diesen Fehlzündungen doch so meine Probleme ... na ja, es gibt schlimmeres.
Nach dem letzten Tunnel schien dann auch wieder die Sonne, was ganz angenehm war, denn mich fror doch ziemlich. In Hjelle hielten wir an einem netten Campingplatz, schlugen für 100 Kronen das Zelt auf, kochten Kartoffelbrei mit Würstchen und Sauerkraut (wo wir für den Kartoffelbrei auf Anfrage noch etwas Milch geschenkt bekamen!) und tranken eine Dose Guiness (den ersten Alkohol, seit wir in Norwegen waren). Es blies ein recht kühler Wind und gegen 23 Uhr legten wir uns schlafen.

11. Tag - Dienstag, 13.07.
290km - Fjorde, Berge, Landschaft

Dieser Tag sollte uns größtenteils trocken, entlang an einigen Fjorden und über viele Berge führen. Von Hjelle ging es auf der 15 bis nach Styrn, den östlichen Ausläufer vom Nordfjorden. Von da aus über die 60 40km entlang am Fjord bis Verlo, ein kurzes Stück über die E39 bis Sandane, über die 615 wieder entlang an Ausläufern des Nordfjorden bis Hestenesöyri. Nachdem wir somit gute 100km nach Westen fuhren, ging es von dort 50 Kilometer nach Süd-West auf der 615 über Hyen und später auf der 5 durch den Naustdaltunnel. Kurz darauf wieder nach Osten über die 13 durch Förde zum Sognefjorden nach Balestrand.
So gegen kurz vor 10 Uhr erwachten wir, duschten für 30 Kronen, kauften uns ein paar frische Brötchen und frühstückten. Nach zweieinhalb Stunden brachen wir bei super Wetter auf. Schon nach dem ersten Tunnel gab es jedoch ein paar Regentropfen und den gesamten Tag sollte es eher bedeckt bleiben.
Über die knapp 300km Tageskilometer lässt sich leider nicht viel schreiben. Man muss es erFAHREN haben. Eine wunderschöne Strecke, die bei Sonnenschein sicherlich noch schöner gewesen wäre.
Außer, dass mir auf Höhe des Naustdaltunnels beinahe der Sprit ausgegangen wäre und ich Angst hatte im recht langen (7,5km / 50 Kronen Maut) Tunnel liegen zu bleiben gab es eigentlich nicht viel, was berichtet werden kann.
Erwähnenswert ist noch die Teilstrecke zum Ende des Tages - südlich des Jostedalsbreen Nationalparks. Dort befuhren wir einen Pass, wo ich auf feuchter Strecke noch einmal mächtig unsicher wurde und die zum Teil recht engen Kurven nahezu aufrecht ohne Schräglage herunter kroch.
Unser Zelt schlugen wir für 120 Kronen in Tjugum am Sognefjorden auf. Nach unserem Abendbrot (Nudeln in Gorgonzolasauce) pflegten wir noch eben unsere Ketten und machten einen kleinen Spaziergang an den Fährhafen. Auf dem Weg beobachteten wir eine Gruppe von holländischen Motorradtouris, die anscheinend eine geführte Tour durch Skandinavien machten und in einem nahegelegenen, vorweg gebuchten Hotel abstiegen.
Ein eindrucksvoller Tag mit vielen Kurven, Bergen und Kurven nahm gegen 23:30 Uhr sein Ende.

12. Tag - Mittwoch, 14.07.
250km - Entlang des Sognefjorden und Stadtbummel durch Bergen

Einen großen Teil der Strecke (75 km) fuhren wir am Sognefjorden entlang nach Westen bis zur E39 bei Vadheim. Von dort weitere 25 km nach Westen bis Lavik. Hier setzten wir mit der Fähre über den Sognefjorden um auf der E39 100km Richtung Süden nach Bergen zu gelangen.
Auch den heutigen Tag kann ich nur schlecht beschreiben. Entlang des Fjordes hatten wir stets einen schönen Ausblick. Mal bei Sonne, mal bei Regen, quasi nach jedem Tunnel änderte sich das Wetter.
Vor Bergen mussten wir bei Knarvik über den Osterfjorden. Hier führt eine mautpflichtige Brücke herüber (20 Kronen). Olli bezahlte die Maut und wollte eigentlich kurz danach noch einmal anhalten, um seine Handschuhe anzuziehen (Maut zahlen als Motorradfahrer ist ja immer wieder eine stressige Angelegenheit. Mit Handschuhen lässt sich schlecht in der Geldbörse kramen, dann dauert es immer wieder eine Zeit, bis die Patte in Jacke, Hose oder Tankrucksack verstaut ist und die Handschuhe wieder sitzen...) Damit der nachfolgende Verkehr schon mal vorbei kann, wollte Olli dieses nach dem Mauthaus erledigen. Allerdings waren wir ohne uns zu versehen im fließenden Verkehr auf der Brücke, so dass Olli mit eisigen Fingern über die Brücke musste....
In der Nähe von Bergen fanden wir gegen 16 Uhr einen Campingplatz und schlugen dort unser Zelt auf. Anschließend fuhren wir in die Stadt, kauften dort eine Dose Kettenspray und schauten uns etwas um. In der Stadt waren wir uns nicht sicher, ob wir schon wieder Maut hätten zahlen müssen, denn es stand etwas geschrieben von einer Gebühr für einfahrende Verkehrsmittel in die Stadt, aber es schien so als ob Motorräder davon ausgenommen sind. Außerdem hätten wir gar nicht gewusst, wo wir diese Maut hätten bezahlen sollen...
In dem doch recht kleinen Stadtzentrum schauten wir uns am Hafen etwas um, gingen über den Fischmarkt, wo es allerhand ekelige Dinge zu sehen gab, benahmen uns wie Touristen: kauften ein Souvenir, eine BILD Zeitung und gingen zum Essen zum BurgerKing.
Entgegen der Statistik hatten wir Sonnenschein und super Wetter in Bergen. Obwohl dieses der regenreichste Ort unserer Tour sein sollte.
Zwischendurch machten wir uns mal Gedanken über den weiteren Tourverlauf. Olli wollte unbedingt an den Preikestolen, der ca. 350km weiter Südlich liegen sollte. Von dort aus sind es dann aber auch gute 400 km nach Oslo. Dabei hatten wir nur noch 2 Tage Zeit, bevor wir in drei Tagen recht früh auf der Fähre nach Kiel die Rückreise antreten wollten.
Wir beschlossen also zeitig schlafen zu gehen und am nächsten Morgen mal früh auf zu stehen, unterwegs zu essen und einige Kilometer abzureißen.
Nachtruhe war somit gegen 22:15. Dumm, dass ich über eine Stunde brauchte, bis ich endlich einschlief....

13. Tag - Donnerstag, 15.07.
400km - Beschwerlich langer Weg zu einer großartigen Aussicht

Um 8:10 standen wir also auf und stiegen eine Stunde später auf die Mopeds.
Geplante Strecke: Gute 130km auf der 7 Richtung Osten, die letzten Kilometer davon nördlich des Hardangerfjorden. Von Nesheim nach Brimnes übersetzen und von dort 50 Kilometer östlich vom Sorfjorden auf der 13 nach Süden bis Odda. Schließlich noch weitere 190km im ZickZackKurs über, Skarde, Nesflaten, Sand, Hjelmeland und Strand nach Süden bis zum Preikestolen bei Jorpeland in der Nähe von Stavanger
Dummerweise verfuhren wir uns recht schnell und fuhren nicht auf der 7 sondern nördlich davon auf der E16 nach Osten. Eigentlich wollten wir das ja nicht, erschien uns auch nicht gerade schneller, weil weiter. Heute wissen wir, dass die Strecke nahezu genauso lang ist und die Europastraße sicherlich auch besser ausgebaut. Nachdem wir bei einer Tanke ein paar Brötchen gekauft hatten, hielten wir dann hungrig an einem Parkplatz mit Bank und frühstückten gegen 12 Uhr bei Voss.
Eine knappe Stunde später setzten wir wie geplant mit der Fähre von Nesheim nach Brimnes (33 Kronen) über. Im Folgenden machten wir wieder mächtig Kilometer und kamen deshalb nicht zum Fotografieren oder Pause machen. Das Wetter wurde teilweise recht schlecht, so dass sich das auch etwas auf meine Laune auswirkte, aber weil wir fuhren und fuhren und fuhren, merkte das niemand :
Gegen 18:40 parkten wir in am Fuße des Preikestolen bei ziemlich gutem Wetter. Da ging es nun hinauf auf den Felsen, von dem man 600m senkrecht herab schauen kann. Allerdings stand auch geschrieben, dass man sich für den Weg 2 Stunden Zeit nehmen muss, denn 400 Höhenmeter sind auf ca. 3 Kilometer zum Teil doch sehr schwierig zu erklimmen. Da wir unser Zelt auch noch nicht aufgeschlagen hatten, mussten wir anschließend auch noch einen Campingplatz klar machen. Dennoch gab es kaum Überlegungen: wir marschierten einfach los. Ich muss sagen, den Weg hatte ich schon etwas unterschätzt. Was zunächst mit einem ausgetretenen Weg begann, ging schließlich über in ein Geröllsteinfeld mit Brocken im Schnitt von 1,50m Durchmesser. Darüber hinweg kam irgendwann ein Holzweg durch ein Moorgebiet und schließlich noch einmal Fels mit recht hohen Absätzen. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen in unseren Dicken Motorradklamotten und meine Stiefel waren auch nicht zum wandern gemacht... Teilweise fluchend erklomm ich so mit Olli die 400m.
In Rekordzeit. 75 Minuten später standen wir dort oben, vergaßen mit einem Mal die Mühen des Aufstiegs und hatten eine Aussicht, die sich nicht beschreiben lässt. In Anbetracht der späten Stunde, waren wir nahezu allein auf dem Fels, bestaunten und genossen die Aussicht, robbten an den Abgrund und schauderten.
Der Abstieg dauerte dann schließlich noch einmal 60 Minuten, so dass wir uns gegen 21:30 auf die Suche nach einem Campingplatz machten. Glücklicherweise mussten wir nicht weit, bis wir einen recht großen Platz fanden, wo wir für 150 Kronen bleiben konnten. Wir stellten fest, dass nicht nur in der Rezeption deutsch gesprochen wurde, sondern auch bei unseren Nachbarn. Während wir hungrig unser Abendessen (Nudeln und Bolls in Paprikasauce) bereiteten quatschten wir mit einem münsteraner Bullifahrer, der mit seiner Freundin unterwegs war.
Gegen 1 Uhr lagen wir in den Schlafsäcken und sanken ins Reich der Träume

14. Tag - Freitag, 16.07.
450km - Rückfahrt durch Südnorwegen nach Oslo

Dieser Tag musste uns auf einem Kurs von Ost-Nord-Ost mindestens in die Nähe von Oslo führen, denn am nächsten Tag legte dort unsere Fähre nach Kiel ab. Bis Oslo waren es jedoch schätzungsweise 350-400km, weswegen wir uns etwas beeilen wollten.
Gegen kurz nach 8 Uhr standen wir also auf, packten unsere Sachen, brauchten noch eine Weile bis Olli die richtige Kettenspannung hatte und brachen auf. Frühstücken war wieder irgendwo unterwegs geplant.
Auf der 13 fuhren wir bis Forsand von wo aus wir nach Lauvvik/Höle wollten. Allerdings mussten wir dann das erste Mal auf eine Fähre warten, nutzten die Zeit um ein paar Lebensmittel einzukaufen, freuten uns, dass wir in der Sonne warten konnten und stellten fest, dass wir ein paar Kilometer weiter einen günstigeren Fährhafen benutzen können, wo die Fähren häufiger fahren. Somit ging es noch mal ein kleines Stück zurück und wir benutzten die Fähre ab Oanes.
Durch die schöne Natur Südnorwegens fuhren wir somit unseres Weges bis wir an einer geeigneten Stelle zum Frühstück hielten. Gemeinsam mit dem kleinen Clemens aus Halle uns seinen Eltern teilten wir uns Bank und Stühle und tauschten ein paar Urlaubserfahrungen aus.
Nachdem wir ca. 100km auf der 45 fuhren, ging es die nächsten 50km weiter über kleinere Straßen (975 und 337), die aber wohl auch die einzigen waren die in unsere Richtung führten. Das letzte Teilstück war eigentlich auch Mautpflichtig, allerdings gab es keine Stelle, an der die Maut hätte bezahlt werden können, weswegen wir quasi schwarz fuhren. Anschließend stießen wir bei Hylestadt auf die 9, über die wir wieder auf die 45 gelangten. Knappe 50km bevor wir bei Dalen schließlich auf die E134 gelangten die uns nach 220km nach Oslo führen sollte, hatten wir die Hälfte der Strecke geschafft und machten eine Pause am Wasserfall. Auch heute fuhren wir viel, machten wenig Fotos und genossen die traumhafte, stellenweise nahezu unberührte Natur. Immer ging es dem schönen Wetter hinterher. Teilweise wurde es uns in unseren dicken Fließpullis richtig warm und im wolkenlosen Oslo knallte die Sonne quasi auf uns herab.
Bis auf die letzten 100km - etwa ab Drammen, wo die Straße dichter befahren war und die Zivilisation zunahm hatten wir eine richtig schöne Strecke. Obwohl wir uns auf dem Heimweg befanden ging somit kein Stück des Urlaubsgefühles verloren. Bereits im letzten Jahr hatten wir die Erfahrung gemacht, dass es immer von Vorteil ist, wenn man sich zum Ende des Urlaubes noch auf ein Highlight freuen kann. Auch wenn es dieses Mal eher Zufall war, dass die Strecke so schön war, denn es gab eigentlich keine Alternative. Das einzige was uns Sorgen machte, war die ZR-7, die teilweise recht unangenehme Geräusche machte. Olli berichtete von einem gewissen Schleifgeräusch welches vom Hinterrad herrührte. Zwischendurch tauschten wir kurz die Motorräder, damit ich hören konnte, was da wohl los ist, ich konnte aber nichts feststellen. Wir tippten auf das Radlager, denn die Kette sah soweit eigentlich ganz gut aus. In der Hoffnung, dass alles gut gehen wird, zogen wir durch bis Oslo, wo wir uns schon Gedanken machten, was wir wohl machen, wenn die ZR-7 aufgibt und den Weg von Kiel nach Münster nicht mehr schaffen sollte...
In Oslo mussten wir etwas suchen, bis wir einen Campingplatz fanden. Er war sehr groß, touristisch und für unseren Geschmack zu kompliziert organisiert. Um 21:30 schlugen wir dort das Zelt auf in der Gewissheit, dass wir dort morgen wieder abhauen und normalerweise nicht absteigen würden.
Gegen 22:45 gab es dann Hackbolls mit Kartoffelbrei. Wenig später konnten wir das erste Mal in diesem Urlaub den Sternenhimmel genießen - bisher war es dafür immer zu hell oder zu bewölkt.

15. Tag - Samstag, 17.07.
Fährfahrt Oslo - Kiel

Um kurz nach 8 wurde ich wach, ließ Olli noch etwas schlafen und schaute mich auf dem riesigen Campingplatz um. Wir frühstückten ein letztes Mal in Norwegen, packten unsere Sachen bei strahlendem Sonnenschein und mussten erstmals das Innenfutter aus unseren Jacken nehmen. Gegen 11:40 waren wir dann am Fährhafen und checkten ein. Die Fähre war weitaus besser ausgestattet, neuer und netter als die von Kiel nach Göteborg. Wir standen etwas an Deck im Wind, verabschiedeten uns von Norwegen, lungerten etwas in der Princess Lounge und lasen, erkundeten das Schiff, aßen Hamburger mit Pommes und genossen abends das Programm. Beeindruckend: die Akrobaten und der Taschendieb. Später fuhren wir noch etwas Autorennen und sahen dabei nicht gut aus.
Unsere Kabine lag direkt über der Schiffsschraube, was sich durch einen beachtlichen Lärm bemerkbar machte. Beide schliefen wir daher nicht besonders und ich erwachte am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen.

16. Tag - Sonntag, 18.07.
360km - Kiel - Münster

Wie immer auf einer Fähre freuten wir uns auf das Frühstücksbüfett, welches wirklich sehr gut war und erfuhren, dass wir auf Grund von recht starker Gegenströmung mit Verspätung in Kiel anlegen würden. Um 10:30 in Kiel angekommen, tankten wir dann noch einmal, trauten der ZR-7 die öde Autobahnstrecke zu und machten uns auf den 370km langen Heimweg.
Um 16 Uhr waren wir in Münster beim Burger King und zelebrierten unsere Ankunft. Kurz vor Münster fing es natürlich an zu regnen - Gott sei Dank - was wäre eine Ankunft in Münster ohne Regen.
Mein Tacho zeigte 68.983,23km, der von Olli 24.226,1km und ein großartiger Urlaub war zu Ende.